Die aktuelle Entwicklung:August 2001

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1. AugustTrotz scharfer internationaler Kritik an Israels Angriff auf das Hamas-Gebäude bekräftigt die israelische Regierung, mit der "Liquidierungs"-Politik fortfahren zu wollen.

Fast 100.000 Menschen nehmen an der Trauerfeier für acht in Nablus getötete Palästinenser teil. Drei Palästinenser werden von einem palästinensischen Sondergericht wegen Kollaboration mit Israel zum Tode verurteilt.

2. AugustMinisterpräsident Scharon betont gegenüber den USA nochmals Israels "Recht auf Selbstverteidigung" und rechtfertigt die gezielte Tötung mutmaßlicher palästinensischer Terroristen.

4. AugustDer Fatah-Führer Marwan Barghuti entgeht nur knapp einem Anschlag der israelischen Armee. Der israelische Rundfunk berichtet, die Armee habe es nicht auf Barghuti sondern auf seinen Begleiter, den von Israel wegen angeblicher Beteiligung an Anschlägen gesuchten, Mahened Abu Halaua, abgesehen gehabt.

Im Westjordanland kommt es zu schweren Gefechten zwischen israelischen Soldaten und bewaffneten Palästinensern. Etwa 10.000 Israelis demonstrieren in Tel Aviv gegen die "Liquidierungs"-Politik ihrer Regierung.

5. AugustEin Palästinenser schießt aus einem fahrenden Auto vor dem Verteidigungsministerium in Tel Aviv zehn Menschen an und wird bei seinem Fluchtversuch selbst schwer verletzt. Tel Aviv und Jerusalem sind in höchster Alarmbereitschaft. Die palästinensische Führung sagt die regelmäßigen Sicherheitsgespräche mit Israel bis auf weiteres ab.

6. AugustNach einem Anschlag auf jüdische Siedler im Westjordanland bombardiert die israelische Armee drei Stützpunkte der palästinensischen Sicherheitskräfte.

Israel veröffentlicht eine "Schwarze Liste" mit sieben mutmaßlichen palästinensischen Terroristen und verlangt deren Festnahme, andernfalls würde Israel die Männer töten. Die palästinensische Autonomiebehörde verweigert die Festnahme der Ausgeschriebenen. Es könne erst verhandelt werden, wenn Israel bereit sei, seinerseits radikale jüdische Siedler festzunehmen.

7. AugustDie palästinensische Autonomiebehörde fordert die Auslieferung von 60 Israelis, die in Anschläge auf Palästinenser verwickelt sein sollen. Israel hatte zuvor gedroht, seine gezielten Angriffe auf mutmaßliche Gewalttäter fortzusetzen, falls die Autonomiebehörde nicht sieben gesuchte Palästinenser festnehme.

8. AugustEin palästinensischer Selbstmordattentäter sprengt sich an einem Kontrollposten der israelischen Armee im Westjordanland in seinem Auto in die Luft. Dabei wird ein Soldat leicht verletzt.

Nach dem Mord an einem jüdischen Siedler im Westjordanland beschießen israelische Hubschrauber palästinensische Ziele in der Ortschaft Salfit. Dabei werden Gebäude beschädigt.

9. AugustIn einer vollbesetzten Pizzeria mitten in der Jerusalemer Altstadt sprengt sich ein 23-jähriger Selbstmordattentäter in die Luft. Er tötet 15 Menschen, darunter viele Kinder. Knapp hundert Passanten und Gäste erleiden zum Teil schwerste Verletzungen: Die Bombe war mit Nägeln gefüllt.

Der Islamische Dschihad und später auch die Hamas bekennen sich zu dem Attentat. Palästinenserführer Jassir Arafat verurteilt den Anschlag, er verachte Gewalt gegen Zivilisten.

Am Abend desselben Tages stirbt ein junge Israelin auf dem Weg zu ihrem Kibbuz im Norden des Landes in ihrem Auto: Palästinensische Heckenschützen beschießen das Fahrzeug, drei junge Mitfahrer werden verletzt.

10. AugustAls erste Antwort auf das Jerusalemer Attentat feuert die israelische Luftwaffe auf das Hauptquartier der palästinensischen Polizei in Ramallah im Westjordanland.

Wenig später lässt Israel das Büro der Palästinenser-Regierung im Orient-Haus im Ostteil Jerusalems. Für kurze Zeit weht die israelische Flagge auf dem PLO-Hauptquartier. Auch neun kleinere Büros der Autonomiebehörde werden geschlossen.

Im Land wächst die Furcht vor weiteren Anschlägen, nachdem sich gleich zwei Organisationen zu der Bombe von Jerusalem bekannt haben. Doch nachdem Hamas ein Video mit dem Täter veröffentlicht, zieht der Islamische Dschihad sein Bekenntnis zurück.

11. AugustDer Führer der schiitischen Untergrundorganisation Hisbollah, Scheich Hassan Nasrallah, droht damit, sich dem Kampf der Palästinenser gegen Israel anzuschließen.

Jassir Arafat appelliert an die USA und die EU, Israel zur Freigabe der beschlagnahmten PLO-Vertretung in Ostjerusalem zu veranlassen.

12. AugustBei einem Selbstmordanschlag in einem Vorort der nordisraelischen Küstenstadt Haifa werden etwa 30 Menschen verletzt. Nur der Attentäter stirbt bei der Explosion in einem Café in Kirjat Mozkin. Der Islamische Dschihad übernimmt die Verantwortung.

Die palästinensische Polizei verhaftet sechs mutmaßliche Terroristen, die aktiv am Anschlag auf die Jerusalemer Pizzerie beteiligt gewesen sein sollen. US-Außenminister Colin Powell und andere internationale Politiker hatten ihre Festnahme gefordert.

Die israelische Armeee schließt die palästinensische Telekommunikations-Zentrale in Ost-Jerusalem. Sicherheitsminister Usi Landau kündigt außerdem an, dass das Orienthaus trotz internationaler Kritik "für immer" unter der Hoheit Israels bleiben werde.

Ein siebenjähriges palästinensisches Mädchen wird bei einer Schießerei zwischen Soldaten und Radikalen in Hebron getötet.

13.AugustMinisterpräsident Ariel Scharon erlaubt Außenminister Schimon Peres mit den Palästinensern über eine Waffenruhe zu verhandeln. Ein direktes Treffen mit Palästinenserführer Jassir Arafat soll es aber nicht geben.

Peres, der schon in der Vergangenheit Zweifel am harten Vorgehen der Scharon-Regierung geäußert hatte, räumt ungewöhnlich offen Fehler in der bisherigen Politik ein.

Ein von der Palästinenserführung ausgerufener Generalstreik wird im Westjordanland und im Gazastreifen fast vollständig beachtet. Die Spannung ist groß, denn der Montag wird von der Führung außerdem zum "Tag des Zorns" bestimmt.

14. AugustDer Weltsicherheitsrat soll sich auf Drängen der Palästinenser mit der Militäraktion Israels in Dschenin befassen. 40 Panzer waren in der Nacht in das Zentrum der Stadt im Westjordanland vorgedrungen. Israel begründete seine Aktion mit den jüngsten Selbstmordanschlägen.

15. AugustDie scharfe Kritik der USA am israelischen Vorgehen zeigt Wirkung: Ein neuer Vorstoß in die Palästinensergebiete bleibt aus. Ministerpräsident Ariel Scharon droht aber weiter mit Strafaktionen. Israelische Soldaten töten ein Mitglied der Fatah-Bewegung von Jassir Arafat vor seinem eigenen Haus mit mehreren Schüssen.

17. AugustAußenminister Schimon Peres macht einen neuen Anlauf für einen raschen Waffenstillstand. Peres schlägt die Aufteilung der autonomen Palästinenser-Gebiete und des Gaza-Streifens in verschiedene Abschnitte vor, in denen unabhängig voneinander Ruhe und Ordnung hergestellt werden sollen. In dem Maße, wie die Palästinenser in diesen Gebieten wieder Sicherheit aufbauen, will Israel seine Truppen zurückziehen.Aus Furcht vor neuen Selbstmordanschlägen wird die Armee in Alarmbereitschaft versetzt. Zwei israelische Kampfhubschrauber zerstören ein Gebäude von Jassir Arafats Leibgarde "Force 17" im Gaza-Streifen. Mindestens vier Palästinenser werden verletzt.

19. AugustBei zwei Zwischenfällen im Gaza-Streifen und im Westjordanland verletzen israelische Soldaten nach palästinensischen Angaben zwei palästinensische Babys.

20. AugustBundesaußenminister Joschka Fischer bricht zu seiner zweiten Nahost-Mission auf. Bei einem Treffen mit seinem ägyptischen Amtskollegen Ahmed Maher ruft er Israel und die Palästinenser zur Mäßigung auf. Erster Schritt der Konfliktparteien müsse die Umsetzung des Mitchell-Plans sein, der eine mehrtägige Waffenruhe vorsieht.

21. AugustFischer trifft mit Palästinenserführer Jassir Arafat zusammen. Der erklärt sich überraschend zu einem Treffen mit Israels Außenminister Schimon Peres bereit - in Fischers Büro in Berlin. Ministerpräsident Ariel Scharon dämpft den aufkeimenden Optimismus sofort: Frieden in der Region sei derzeit unmöglich. Das Maximalziel könne nur ein Waffenstillstandsabkommen sein.

22. AugustTrotz der vorsichtigen israelisch-palästinensischen Annäherung lehnt Außenminister Fischer eine stärkere Vermittlerrolle Deutschlands im Nahost-Friedensprozess ab. "Damit wäre Deutschland überfordert." Er verweist auf die Wichtigkeit der Europäischen Union (EU) und der USA.Bei einem Gefecht mit der Armee werden bei Nablus im Westjordanland vier Palästinenser getötet. Angeblich hatten sie versucht, am Straßenrand eine Bombe abzulegen. Im Gaza-Streifen zerstören die Israelis ein Polizeigebäude mit zwei Raketen.

23. AugustIm Gaza-Streifen töten israelische Soldaten einen elfjährigen Palästinenser, der Steine auf die Wachposten geworfen hatte, mit einem Schuss ins Herz. Ein Mordanschlag auf einen militanten Palästinenserführer misslingt: Das hochrangige Fatah-Mitglied überlebt verletzt den Einschlag einer Rakete neben seinem Auto.Kampfhubschrauber beschießen im Gaza-Streifen gezielt zwei Fahrzeuge mit Raketen, in denen die militärische Führung der Hamas unterwegs war. Dabei wird ein Palästinenser getötet, zwei weitere überleben verletzt.

24. AugustIn der Nacht besetzt Israel Teile von Hebron, nachdem ein elfjähriger jüdischer Bub erschossen worden war. Die Soldaten zerstören nach Armeeangaben zwei Standorte palästinensischer Scharfschützen und ziehen nach rund drei Stunden wieder ab.

25. AugustBei einem Angriff auf einen israelischen Stützpunkt im Gaza-Streifen sterben drei Soldaten und zwei Palästinenser. Die Armee riegelte das Gebiet vollständig ab.Mit markigen Worten wendet sich US-Präsident George W. Bush an Yassir Arafat. Aus dem Urlaub auf seiner Ranch in Texas kritisiert Bush den Unwillen des Palästinenserchefs, dem Terror ein Ende zu bereiten.

26. AugustDie israelische Armee bombardiert im Gaza-Streifen Stützpunkte der palästinensischen Polizei. Dabei werden drei Polizisten verletzt. Der Angriff wird als Vergeltung für die jüngsten palästinensischen Anschläge gerechtfertigt, bei denen fünf Israelis gestorben sind.

27. AugustDer Führer der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP), Abu Ali Mustafa, stirbt bei einem Raketenangriff der Israelis auf sein Büro in Ramallah. Die PFLP wird für vier Bombenanschläge in den letzten drei Monaten verantwortlich gemacht. Israel besteht darauf, weiter gezielt Palästinenser zu töten, die an der Vorbereitung von Terroranschlägen beteiligt sind.

28. AugustIsraelische Truppen marschieren in Beit Dschalla ein. Damit sollen die ständigen palästinensischen Angriffe auf die südlich von Jerusalem gelegene Siedlung Gilo gestoppt werden. Zwischen Armee und militanten Palästinensern entwickeln sich heftige Schußwechsel Häuserkämpfe. Am Abend signalisiert Außenminister Peres, dass Israel zum Abzug bereit ist, falls eine vereinbarte Waffenruhe eingehalten wird. Weitere Gefechte stellen den Abzug in Frage.Das israelische Sicherheitskabinett beschließt, keine gezielten Tötungsaktion gegen militante Palästinenser mehr durchzuführen.

29. AugustUN-Generalsekretär Kofi Annan appelliert an Israel, die Armee vollständig aus den Autonomiegebieten abzuziehen.Laut einer Umfrage in der Krisenregion finden es weite Teile in beiden Bevölkerungen in Ordnung, Gewalt zur Lösung ihres Konflikts anzuwenden.Trotz der israelischen Besetzung von Beit Dschalla geht die Beschießung der jüdischen Siedlung Gilo weiter. Am Abend verständigen sich Israelis und Palästinenser nach intensiver Telefondiplomatie von US-Außenminister Colin Powell auf einen Truppenabzug.

30. AugustDie israelischen Truppen ziehen zwar ab, postieren sich aber in der Nähe von Beit Dschalla. Die Kämpfe verlagern sich nach Hebron im Westjordanland. Dort schießen Palästinenser mit Gewehren auf Panzer im israelisch kontrollierten Teil der Stadt.

31. AugustIsraelische Soldaten zerstören sechs Häuser eines palästinensischen Flüchtlingslagers im Gaza-Streifen. Der Vorstoß der Panzer und Bulldozer in das Lager bei Rafah löst eine Schießerei aus. Neun Palästinenser werden verletzt, drei von ihnen schwer. Bei einer Schießerei in Ramallah im Westjordanland werden acht Palästinenser verwundet.

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