Deutschlandweite Aktionen:Tausende demonstrieren gegen rechte Aufmärsche

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Zahlreiche Menschen haben am Maifeiertag gegen Aufmärsche von Rechtsextremisten protestiert. Eine Demonstration von mehr als 300 Autonomen in Dortmund geriet jedoch außer Kontrolle.

Mehrere tausend Menschen haben am Maifeiertag in verschiedenen Städten Deutschlands gegen Aufmärsche von Rechtsextremisten protestiert. In Dortmund forderte der DGB-Vorsitzende Michael Sommer ein Verbot der NPD "ohne Wenn und Aber".

Der bayerische Innenminister Günther Beckstein erklärte in Nürnberg, man dürfe es der NPD nicht durchgehen lassen, dass sie in der Bevölkerung vorhandene Sorgen für ihre extremistischen Ziele instrumentalisiere. Das Engagement breiter Bevölkerungsgruppen gegen rechtes Gedankengut zeige, dass die Mehrheit der Menschen bereit sei, "die Herausforderung anzunehmen und die Demokratie gegen die Rechtsextremisten zu verteidigen".

In Nürnberg begann um 13 Uhr ein Aufmarsch von etwa 150 Rechtsextremisten.

Auf einer DGB-Kundgebung in Dortmund sagte DGB-Chef Michael Sommer, er finde es unerträglich, dass die NPD unter dem Schutzschild des Parteienprivilegs in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen öffentliche Gelder kassiere. Deutschland habe es verdient, "dass wir diesem Spuk ein Ende machen. Wir lassen denen unsere Straßen nicht, und auch nicht unsere Fußballstadien".

Die Polizei in Dortmund rechnete bis zum Mittag mit ungefähr 1.500 Rechtsextremisten und ebenso vielen Gegendemonstranten. Eine Demonstration des Antifaschistischen Bündnisses mit etwa 600 Teilnehmern wurde gegen 11.30 Uhr vom Versammlungsleiter aufgelöst, da dieser keinen Einfluss mehr auf das Verhalten von Teilen der Teilnehmer hatte.

Daraufhin legten nach Angaben eines Bahnsprechers 300 bis 400 Autonome Brände an Gleisanlagen, was zu schweren Beeinträchtigungen im Bahnverkehr führte. Auch Straßenbahnen und Busse wurden beschädigt.

In Erfurt demonstrierten etwa tausend Menschen unter dem Motto "Erfurt pfeift die Nazis aus der Stadt" gegen einen Aufmarsch von Neonazis. Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) forderte ein Verbot der NPD.

Unterdessen versammelten sich etwa 500 NPD-Anhänger zu einer Kundgebung, um anschließend für mehrere Stunden durch die Straßen zu ziehen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften vor Ort.

Proteste in Norddeutschland und Hessen

In den hessischen Orten Raunheim und Rüsselsheim riefen DGB und die beiden Bürgermeister Thomas Jühe und Stefan Gieltowski die Bevölkerung zu einem deutlichen Signal gegen Rechts auf.

Allein in Rüsselsheim taten sich nach Angaben der Stadt mehr als 60 Vereine und Organisationen zusammen, um sich mit einem bunten Programm gegen den geplanten NPD-Aufmarsch zu stellen. "Es ist eine der ganz großen Stärken, dass in Rüsselsheim seit Jahrzehnten Menschen aus über 100 Nationen friedlich und ohne große Konflikte zusammenleben", sagte Gieltowski.

In Raunheim liefen zwölf Gegenveranstaltungen zu einem Aufmarsch von ungefähr 350 Rechtsextremisten. Im Vorfeld des Aufmarschs gab es laut Polizei drei Festnahmen und 50 Platzverweise.

In Norddeutschland waren rechte Aufmärsche und Gegenveranstaltungen in Bad Bramstedt, Vechta und Neubrandenburg geplant. In Bad Bramstedt marschierten am Mittag laut Polizei etwa 100 Teilnehmer des rechten Spektrums. In Vechta beteiligten sich 1300 Menschen friedlich an Gegenveranstaltungen zu einem NPD-Aufmarsch, der um 16 Uhr beginnen sollte.

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