Deutscher in Afghanistan entführt:Treffen mit Kidnappern steht angeblich bevor

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In Afghanistan ist ein Deutscher verschleppt worden. Der Mann ist offenbar Angestellter einer Privatfirma. Der Gouverneur der Provinz Farah im Südwesten des Landes sagte, am morgigen Donnerstag werde über die Freilassung verhandelt - und über Lösegeld.

Der in Afghanistan entführte deutsche Staatsbürger ist nach Angaben der afghanischen Behörden am Leben. Der Polizeichef der Provinz Farah, Abdul Rahman Sarjang, sagte der Deutschen Presseagentur, der Mann und sein afghanischer Übersetzer würden im Distrikt Delaram von Unbekannten festgehalten.

Am Donnerstagmorgen sei ein Gespräch mit einem Vertreter der Entführer über Lösegeldforderungen und die Freilassung der Geiseln geplant. Der Mann ist der erste Deutsche, der seit dem Sturz der Taliban Ende 2001 in Afghanistan verschleppt wurde.

Zuvor hatte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Jäger, bekannt gegeben, dass ein Deutscher seit Donnerstag vergangener Woche vermisst werde. Bereits seit Samstag ist ein Krisenstab im Auswärtigen Amt eingerichtet. Auch die deutsche Botschaft in Kabul ist eingeschaltet.

Verteidigungsminister Franz-Josef Jung sagte dem ZDF, der Mann sei Mitarbeiter eines Unternehmens. Die Sicherheitslage für die Bundeswehr verändere sich durch die Entführung nicht.

Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist der Entführte ein Bauingenieur, der seit Jahren in Afghanistan tätig ist. Der Mann habe zum Zeitpunkt der Entführung in der Provinz Urusgan an einem Straßenbauprojekt der Entwicklungshilfeorganisation US-Aid gearbeitet.

Es gebe Gerüchte, wonach es sich um eine inszenierte Entführung handeln könnte. Der Unternehmer soll sich in finanziellen und rechtlichen Schwierigkeiten befunden haben.

Außenamtssprecher Jäger hatte lediglich erklärt, dass der Mann sei weder im Regierungsauftrag unterwegs noch für eine deutsche Hilfsorganisation tätig gewesen. Auch handele es sich nicht um einen Journalisten.

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel werden die Entführer dem kriminellen Milieu zugerechnet. Es soll sich nicht um die radikalislamischen Taliban handeln. Bislang sind die Berichte weder bestätigt noch dementiert worden.

Zuletzt mehrere Europäer verschleppt

Nach anderen Berichten sei der Deutsche auf der Ringstraße nach Herat im Westen des Landes unterwegs gewesen.

In Afghanistan waren in den vergangenen Monaten bereits mehrere Bürger westlicher Staaten verschleppt worden, darunter der italienische Journalist Daniele Mastrogiacomo und ein französischer Mitarbeiter der Hilfsorganisation Terre d'Enfance. Deutsche waren zuletzt im Irak entführt worden.

Das Auswärtige Amt bemüht sich nach wie vor um die Freilassung der Deutschen Hannelore Krause und ihres Sohns Sinan, die im Februar in der irakischen Hauptstadt Bagdad verschleppt worden waren. Ihre Entführer hatten den Abzug aller Bundeswehrsoldaten aus Afghanistan gefordert.

© dpa/Reuters/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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