Deutsche Geisel in Afghanistan:Struck empfiehlt: Standhaft bleiben

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Verhandlungen ja, nachgeben nein: SPD-Fraktionschef Peter Struck hat sich dafür ausgesprochen, gegenüber den Entführern des in Afghanistan verschleppten Deutschen hart zu bleiben. Derweil erklärte Südkorea, mit den Entführern seiner noch lebenden 21 Staatsbürger direkt verhandeln zu wollen.

Die Bundesregierung versuche weiterhin, durch Verhandlungen eine gute Lösung zu erreichen, sagte Struck im ZDF. Wenn man aber Forderungen etwa nach Freilassung von Taliban-Kämpfern nachkäme, gäbe es sofort weitere Nachahmungstaten. "Wenn man Entführern nachgibt, macht man sich erpressbar."

Struck zeigte sich zuversichtlich, dass es für den entführten Deutschen Chancen gebe. Die Lage in Afghanistan sei schwierig und nicht ungefährlich, auch für Hilfsorganisationen, fügte er hinzu. Jeder, der dort tätig sei, wisse, dass er ohne den Schutz auch der Bundeswehr seine Arbeit nicht machen könne.

Zuvor hatte der Fernsehsender al-Dschasira ein Video ausgestrahlt, das den vor entführten Bauingenieur zeigt. Der Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin, Martin Jäger, bezeichnete das Video als "gezielt lanciertes Dokument der Einschüchterung".

Struck wandte sich im Gespräch mit dem ZDF erneut gegen einen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan und nannte es im Gegenteil gut vorstellbar, noch mehr Soldaten zur Ausbildung der afghanischen Soldaten zu entsenden.

Ultimatum läuft ab

"Wenn wir rausgehen, gehen andere auch", warnte er. Dann würde "der Staat zusammenbrechen und ein Hafen für Terroristen werden", warnte er.

Struck plädierte für eine Verlängerung aller drei Bundeswehrmandate und äußerte sich überzeugt, dass die SPD sich nicht für einen Abzug aussprechen werde: "Das wird nicht geschehen."

Derweil verstärkte Südkorea ihre Bemühungen um eine Beendigung der Geiselnahme von 21 Staatsangehörigen. Zu diesem Zweck wolle Südkorea auch versuchen, direkte Verhandlungen mit den radikal-islamischen Taliban über die Freilassung der Geiseln aufnehmen, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf Regierungsbeamte in Seoul.

Auch die Beratungen mit den USA über eine Lösung sollen intensiviert werden. Südkorea versuche, sich von der Abhängigkeit von der afghanischen Regierung hinsichtlich des Vorgehens in dem Entführungsfall zu lösen.

Durch die Ermordung zweier Koreaner durch ihre Entführer hat sich die Geiselkrise weiter zugespitzt. Die Taliban hatten über einen Sprecher ein neues Ultimatum gestellt, das am Mittwoch um 12 Uhr Ortszeit (9.30 MESZ) ablaufen sollte. Die Rebellen wollen die Freilassung von mindestens acht inhaftierten Gesinnungsgenossen erzwingen. Sie drohten mit der Erschießung weiterer Geiseln. Zwei männliche Geiseln aus der Gruppe koreanischer Christen wurden erschossen.

Am 19. Juli waren 23 südkoreanische Mitglieder einer Freikirche im Süden Afghanistans überfallen und verschleppt worden.

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