Der neue Irak:"Jeder wird das Recht auf ein Leben in Würde haben"

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Nur wenige Stunden nach der Übergabe der Macht an die Iraker ist die Führungsspitze der Übergangsregierung vereidigt worden. Ministerpräsident Allawi forderte die Iraker auf, "Geschlossenheit zu zeigen". Saddam Hussein ist bereits formal der Autorität der irakischen Justiz unterstellt worden.

Übergangspräsident Ghasi el Jawer, Übergangs-Ministerpräsident Ijad Allawi, Vizepräsident Ibrahim el Dschafari und Vize-Ministerpräsident Barham Saleh legten in Bagdad den Amtseid ab, in dem sie gelobten, sich mit allen Kräften für den Schutz der Bevölkerung und der Ressourcen des Landes einzusetzen.

Zuvor hatte der inzwischen abgereiste US-Zivilverwalter Paul Bremer der irakischen Führung Dokumente überreicht, die die Übertragung der Souveränität von der Besatzungsmacht auf die Iraker festhalten.

Der irakische Präsident Ghasi al Jawer erklärte: "Vor uns liegen eine Herausforderung und eine Bürde. Möge Gott Irak und seine Bürger schützen."

In einer Ansprache im Anschluss an die Vereidigung erklärte Ministerpräsident Allawi, der Irak könne nicht - wie unter Saddam - "von der Geschichte ausgeschlossen bleiben". Der neue Irak werde "ein Irak für alle sein, wo ein jeder das Recht auf ein Leben in Würde hat".

Der Regierungschef appellierte an seine Landsleute, "Geschlossenheit zu zeigen" und die Behörden zu informieren, wenn sie im Besitz von Kenntnissen über Terror-Gruppen sind.

Allawi versicherte, dass der neue Irak den Nachbarn Iran, Türkei, Syrien, Saudi-Arabien und Kuwait "die Hand zum Frieden reichen" wolle und zugleich ihre Unterstützung in der schwierigen Phase des Übergangs in Anspruch nehmen möchte.

Seit Tagen geplant

Der vorgezogene Machtübergabe im Irak war seit Tagen geplant worden. Das sagte der stellvertretende amerikanische Außenminister Richard Armitage am Montag dem US-Radiosender NPR. US-Regierungsvertreter hätten Kollegen in aller Welt vom Nato-Gipfel in Istanbul aus am Sonntagabend informiert.

Die streng geheim gehaltene Zeremonie in Bagdad wurde erst bei Beginn am Montagmorgen bekannt. Das CNN-Büro in Bagdad war am frühen Morgen alarmiert und in das Konferenzzentrum in der streng bewachten Grünen Zone in Bagdad gerufen worden.

Auch der gestürzte Präsident Saddam Hussein ist bereits formal der Autorität der irakischen Justiz unterstellt worden. Das berichtete der arabische Nachrichtensender El Dschasira am Montag, kurz nach der offiziellen Machtübergabe in Bagdad, unter Berufung auf US-Militärsprecher Mark Kimmitt.

Saddam solle binnen einer Woche erstmals vor einem irakischen Richter erscheinen. Praktisch bleibt der ehemalige Machthaber im Irak jedoch vorerst in US-Gewahrsam. Die Amerikaner hatten ihn im vergangenen Dezember in einem Erdloch nahe seiner Heimatstadt Tikrit aufgespürt und gefangen genommen.

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