Der Kanzler und seine Minister:Ein Mann, vier Jobs

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Die Meldungen über eine baldige Kabinettsumbildung häufen sich - und jedesmal dementiert Kanzler Schröder umgehend. Schröder will die Regierung nicht umbilden, aber er könnte schon bald dazu gezwungen werden.

Von Susanne Höll

Reifere Menschen können sich noch an die siebziger Jahre erinnern, als das Duo Cindy und Bert den Deutschen das Lied "Immer wieder sonntags" schenkte. Bei Cindy und Bert kam sonntags die Erinnerung. Heutzutage ist das anders. Seit dem Frühjahr kommt sonntags eine Meldung über eine Kabinettsumbildung.

Die Kandidaten: Finanzminister Eichel (o.l.), Gesundheitsministerin Schmidt (o.r.), Bildungsministerin Bulmahn (u.l.) und Verkehrsminster Stolpe (alle SPD). (Foto: N/A)

Mehr oder minder regelmäßig wird spekuliert, wen der Bundeskanzler früher oder später, aber irgendwie alsbald, aus der Regierung nimmt. Das wird vom jeweils Dienst habenden Regierungssprecher stets als unzutreffend und abwegig bezeichnet.

Unsinn? Sommerloch? Nein, Geraune.

Nun könnte man meinen, diese Meldungen seien tatsächlich Unsinn und es werde kein Revirement geben. Dem ist, wenn man dem gesammelten Geraune aus Regierungs- und Vertrautenkreisen glauben mag, freilich nicht so.

Dem Geraune nach will Gerhard Schröder die Regierung zwar nicht umbilden. Doch könnte er dazu gezwungen werden. Nicht von grummelnden Genossen, die sich von neuen Gesichtern einen Stimmungsaufschwung für die SPD erhoffen.

Und auch nicht von ambitionierten Aspiranten, seien sie nun rot oder grün, die insgeheim gern am Kabinettstisch Platz nehmen würden. Er könnte dazu gezwungen werden, wenn Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) nach seiner etwas rätselhaften, offiziell als Kreislaufschwäche bezeichneten Krankheit doch ausfällt. Dass das so sein könnte, wird in der Bundesregierung dementiert, seine Rückkehr für den August versprochen.

Die Ablösekandidaten stehen fest

Wenn dem nicht so sein sollte, käme Schröder um einen größeren Wechsel in der Regierung wohl nicht herum. Die Namen der Ablösekandidaten, die auch die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung wieder nannte, kursieren seit Monaten: es sind Manfred Stolpe (Verkehr) Edelgard Bulmahn (Bildung), Hans Eichel (Finanzen) und Ulla Schmidt (Gesundheit). Letztere führte einmal die SPD-interne Unbeliebtheitsliste an.

Inzwischen aber will sich Schröder angeblich nicht mehr von Schmidt trennen. Weil die Gesundheitsreform erste kleine Erfolge zeigt und aus der Erkenntnis heraus, dass eine Kabinettsumbildung in diesen für die SPD schweren Zeiten mehr Probleme als Erleichterung verschaffen würde. Und auch, weil es keinen wirklich überzeugenden Nachfolger für Ulla Schmidt gibt. Manche meinen zwar, die Parteilinke Andrea Nahles habe das Zeug dazu, räumen dann aber ein, dass es für sie noch zu früh sei.

Das Nachfolgeproblem

Das Nachfolgeproblem stellt sich auch bei anderen Ministern. Deshalb wird Kanzleramtsminister Frank-Walter Steinmeier für jeden Job mit Ausnahme des Kanzlerpostens ins Gespräch gebracht, obwohl man weiß, dass er bleiben will, was er ist, und Schröder das genauso sieht. Auch die übrigen bislang genannten potenziellen Nachfolger haben wenig Chancen, ins Kabinett zu kommen, eben weil sie genannt werden und der Kanzler solcherart Gehandelte aus Prinzip nicht berufen möchte. Wie gesagt, er will die Regierung am liebsten gar nicht umbilden, und wenn doch, dann nur aus Not.

© SZ vom 2.8.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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