Debatte um SPD-Kanzlerkandidaten:Münterfering als dritter im Bunde

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Die Debatte um einen SPD-Kanzlerkandidaten geht in die nächste Runde: Neben Kurt Beck und Frank-Walter Steinmeier ist nun auch Franz Müntefering im Gespräch.

In der Debatte um den Kanzlerkandidaten der SPD kommt neben Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Parteichef Kurt Beck auch dessen Vorvorgänger Franz Müntefering ins Gespräch.

51 Prozent der SPD-Anhänger halten den einstigen Vizekanzler und Arbeitsminister nach einer am Samstag veröffentlichten Forsa-Umfrage für die Berliner Zeitung für einen geeigneten Herausforderer von Angela Merkel (CDU).

Dagegen sagte Beck der Pforzheimer Zeitung, die Frage des Kanzlerkandiaten werde "eher zwischen Frank-Walter Steinmeier und mir entschieden". Unterdessen suchen Sozialdemokraten auf Bundesebene einen engeren Kontakt zu FDP und Grünen.

Müntefering hat sich im vergangenen Jahr wegen der schweren Erkrankung seiner Frau von allen Ämtern zurückgezogen.

Die Rolle Becks als SPD-Chef wird von den SPD-Anhängern der Umfrage zufolge nicht angezweifelt. 63 Prozent sind demnach der Ansicht, er sollte sein Amt behalten. knapp ein Drittel würde einen Rücktritt befürworten. Der SPD-Vordenker Erhard Eppler lobte die Kandidatenqualitäten Steinmeiers. "Frank-Walter Steinmeier wäre ein guter Kanzlerkandidat", sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und fügte hinzu: "Alle, die ihn abtun als einen geschickten Bürokraten, unterschätzen ihn gewaltig."

Zugleich wandte sich Eppler aber dagegen, dass Steinmeier auch den Parteivorsitz übernehmen sollte: "Es gibt im Moment niemanden, der mit der Aussicht auf Erfolg an die Stelle von Beck treten könnte."

Zurückhaltend äußerte sich Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee: "Wer unser Kanzlerkandidat wird, ist noch offen", sagte er der Bild am Sonntag. Beck bekräftigte, diese Entscheidung werde bis zum Jahresende fallen. Für die Wahlen 2009 sei die SPD "inhaltlich klar aufgestellt in der Verbindung zwischen ökonomischer Vernunft, ökologischer Vernunft und sozialer Gerechtigkeit". Es werde im kommenden Jahr ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der CDU/CSU geben.

Die aktuellen Schwierigkeiten der Sozialdemokraten führte Beck darauf zurück, dass der Reformprozess der Agenda 2010 in der Partei Spuren hinterlassen habe, die "tief ins Empfinden der SPD" gehen.

Führende SPD-Politiker arbeiten unterdessen nach einem Bericht des Spiegel daran, eine Ampelkoalition mit FDP und Grünen nach der Bundestagswahl 2009 zu ermöglichen. So habe Fraktionschef Peter Struck SPD-Abgeordnete ermutigt, Kontakte zu ihren FDP-Kollegen auszubauen. Verwiesen wurde dabei auf Gemeinsamkeiten in der Innen- und Rechtspolitik.

Nach einem Bericht der Welt vom Samstag gab es bereits am Donnerstag eine Begegnung von Bundestagsabgeordneten der SPD und der FDP. Vier Parlamentarier seien einer Einladung des reformorientierten SPD-Netzwerks zu einer Sommerfeier gefolgt, an der auch mehrere SPD-Bundesminister teilnahmen. "Zwischen SPD, FDP und Grünen gibt es große inhaltliche Überschneidungen", sagte der SPD-Abgeordnete Peter Friedrich der Welt.

Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) machte im Tagesspiegel am Sonntag ungeklärte Machtfragen in der SPD für Schwierigkeiten in der Koalition verantwortlich. "Wenn die Führungsfrage offen ist, dann ist die Truppe in Aufruhr", sagte der CDU-Politiker.

CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla forderte die SPD auf, ihre "Nabelschau" zu beenden. "Sie muss sich am Riemen reißen und alle Restkräfte in die verbleibende Arbeit der großen Koalition stecken", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" vom Samstag.

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