Debatte über Seehofer:CSU legt sich mit Kardinal an

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Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat mit seiner scharfen Kritik am Privatleben von CSU-Vize Horst Seehofer Unmut in der Parteispitze ausgelöst. Die Christsozialen verbaten sich eine Einmischung in ihre Angelegenheiten.

Der bayerische Landtagspräsident Alois Glück sagte am Donnerstag: "Ich persönlich halte die Art, wie Kardinal Meisner sich geäußert hat, nicht für angemessen."

Der Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Peter Ramsauer, wies die Kritik ebenfalls zurück. "Ich weiß nicht, in welchem Zusammenhang diese Äußerungen gefallen sind. Eine Partei jedenfalls würde sich davor hüten, sich in Berufungsverfahren von Bischöfen oder Kardinälen einzumischen", sagte er dem Münchner Merkur.

Der Kardinal hatte angesichts der Medienberichte über eine außereheliche Affäre Seehofers die Eignung des Bundesagrarministers für den CSU-Parteivorsitz öffentlich in Zweifel gezogen. Der Kardinal sagte dem Kölner Express: "Wenn es stimmt, muss man fragen: Wie will er denn Vorsitzender einer christlichen Partei werden? Wie weit sind wir eigentlich gekommen?" Wenn bei einem Politiker das Private ausgeblendet werde, sei dieser vielleicht "schizophren und gehört zum Arzt, aber nicht auf einen Ministersessel".

"Das war nicht hilfreich"

Glück sagte, über den Führungsposten entschieden die Delegierten des CSU-Parteitags und "die Christen in der CSU in ihrer Verantwortung". Hinter vorgehaltener Hand kritisierte ein bayerisches Kabinettsmitglied, die katholische Kirche solle sich aus solchen Fragen heraushalten. "Das war nicht hilfreich."

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Georg Fahrenschon sagte dem Münchner Merkur, es sei "nicht Aufgabe einer Amtskirche, sich in Einzelfragen oder Personalentscheidungen einzumischen".

Dagegen sagte die CSU-Politikerin Barbara Lanzinger, Mitglied des Vorstands der CSU-Frauen-Union, der Bild-Zeitung über Seehofer: "Ich verurteile sein Privatleben nicht, aber die Wähler dürfen von einem CSU-Chef erwarten, dass Reden, Denken und Handeln übereinstimmen. Eine Debatte darüber muss auch in der derzeitigen Diskussion um den Parteivorsitz zulässig sein."

Die bayerischen Bischöfe schlugen moderatere Töne als Meisner an. Der Passauer Bischof Wilhelm Schraml betonte die Vorbildfunktion von Politikern. "Jede Person, die ein öffentliches Amt innehat, insbesondere wenn sie politische Verantwortung trägt, ist in besonderer Weise aufgefordert, Vorbildfunktion zu übernehmen", sagte er der Passauer Neuen Presse .

Seehofer und Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber streben für den Parteitag im September eine Kampfkandidatur um die Nachfolge von CSU-Chef Edmund Stoiber an.

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