Das Unglück und die Folgen:Politiker streiten um Zukunft des Transrapid

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Mehr Geld für die Sicherheit, fordert Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber. Den Grünen ist der Transrapid auch so schon zu teuer.

Das geplante Transrapid-Projekt in München wird möglicherweise teurer als bisher vorgesehen. Bayerns Verkehrsminister Erwin Huber (CSU) sagte dem Hörfunksender Antenne Bayern, durch zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen könnten weitere Aufwendungen nötig werden. Insgesamt wird der Zeitplan für den Münchner Transrapid laut Huber nicht gefährdet.

Die Trümmer neben der Trasse sind beseitigt, der Transrapid steht aber noch auf dem Gleis, um untersucht zu werden. (Foto: Foto: dpa)

Bund, Land und Industrie seien der Auffassung, dass die Sicherheit oberste Priorität habe. Alle neuen Erkenntnisse, die sich aus dem Unglück ziehen ließen, würden bei den Planungen für die Münchner Flughafenstrecke aufgenommen. Gefährdet sieht Huber die geplante Münchner Trasse der Magnetschwebebahn trotz des schweren Unglücks nicht.

Zwar müssten die Erkenntnisse aus dem Unfall analysiert und in die Planungen eingebracht werden. Er rechne jedoch bis Mitte 2007 mit dem Abschluss des Genehmigungsverfahrens: "Dieser Zeitplan wird durch die mögliche Nachbesserung des Sicherheitskonzepts nicht in Frage gestellt."

Der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Klaus Lippold (CDU), sprach sich ebenfalls dafür aus, an der geplanten Münchener Strecke festzuhalten. "Ich glaube nicht, dass man automatisch von einer solchen Hochtechnologie Abstand nehmen sollte", sagte Lippold im RBB-Inforadio.

Sicherheitsprobleme mit extrem leichtem Zug

Die Grünen forderten den Stopp der geplanten Strecke in München. "Es gibt mit dieser Technologie einfach Sicherheitsprobleme", sagte der Grünen-Verkehrsexperte Winfried Hermann im SWR. Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 400 Kilometer in der Stunde könnten nur mit einem extrem leichten Zug erzielt werden.

Die enormen Schäden am Vorderteil des verunglückten Transrapid zeigten aber, dass dies auf Kosten der Sicherheit der Insassen gehe. Bei einem herkömmlichen Zug seien die Reisenden wahrscheinlich besser geschützt.

Zudem stelle sich die Frage der Finanzierung, sagte Hermann weiter. Die Transrapid-Technologie sei "im Schnitt mindestens doppelt so teuer wie vergleichbare Schienentechnik". Wenn die Sicherheit noch erhöht werde, stelle sich die Frage, "ist es dann überhaupt noch finanzierbar".

Trotz eines Höchstmaßes an öffentlichen Subventionen seien alle Projekte bisher daran gescheitert, dass nie genügend privates Kapital dazugekommen sei, weil sich die Sache am Ende nicht gerechnet habe. Statt die geplanten 1,6 Milliarden Euro in den Transrapid in München zu pumpen, sprach sich Hermann für eine schnelle S-Bahn zum Flughafen aus.

Japan investiert weiter

Auch nach dem Transrapid-Unglück in Deutschland forciert Japan die Entwicklung seiner Magnetschwebebahn: In den nächsten zehn Jahren sollen umgerechnet rund 2,4 Milliarden Euro in die Teststrecke westlich von Tokio und in neue Züge investiert werden, wie die japanische Bahn bekannt gab.

Erst am Wochenende war die Schwebebahn mit rund 100 Passagieren auf eine Testfahrt geschickt worden. Die Regierung in Tokio hat aber erklärt, sie verfolge genau, welche Schlüsse die Ermittler aus dem Unglück in Deutschland ziehen, bei dem am Freitag 23 Menschen ums Leben kamen.

Drei Tage nach dem Unglück im Emsland haben die Ermittler mit der Auswertung der sichergestellten Unterlagen und der weiteren Spuren begonnen. "Die Spurensicherung ist abgeschlossen, jetzt wird der Funkverkehr ausgewertet", sagte Polizeisprecher Ewald Temmen am Montag in Lathen.

Die Trümmerteile neben der Hochgeschwindigkeitsstrecke waren am Sonntag beseitigt worden. Noch aber steht der Transrapid, der mit einer Plane abgedeckt wurde, auf der Trasse. Es sei noch unklar, wann die Staatsanwaltschaft ihn zum Abbau freigeben werde.

Unterdessen konnten am Sonntag die meisten der zehn Verletzten die Krankenhäuser verlassen. "Wir haben aber noch niemanden vernommen", sagte Temmen. Wann dies möglich sei, würden die Betreuer der Überlebenden entscheiden. Auch der Zeitpunkt der Freigabe der Toten für ihre Beerdigung stehe noch nicht fest.

Gutachten sollen weiteren Ausschluss darüber geben, warum der Zug am Freitagmorgen mit etwa Tempo 170 auf einen Werkstattwagen, der auf der Strecke stand, prallte. Der für den Zug zuständige Leitstand hätte eigentlich einem Protokollbucheintrag zufolge und laut Daten eines Ortungssystems wissen müssen, dass der Werkstattwagen noch auf der Strecke steht. Der Transrapid hätte nach Angaben der Staatsanwaltschaft also gar nicht losfahren dürfen.

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