Das Leben des Friedrich Karl Flick:Multimilliardär mit Hang zur "Landschaftspflege"

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Friedrich-Karl Flick war einer der schillerndsten Figuren in der Wirtschaftsgeschichte der Nachkriegszeit. In den achtziger Jahren wurde der Name Flick zum Synonym für die Einmischung der Wirtschaft in die Politik, für die "gekaufte Republik".

Jahrzehntelang sorgte der Unternehmer, Investor und Milliardär für Schlagzeilen: Als Auslöser des größten Parteispendenskandals der deutschen Geschichte, mit dem Verkauf seines Industrie-Imperiums Mitte der 80er Jahre, mit der Heirat der um 30 Jahre jüngeren Ingrid Ragger oder mit der Verlegung seines Wohnsitzes nach Österreich - aus steuerlichen Gründen.

Der Abschied des prominenten Steuerzahlers schmerzte die deutschen Finanzbehörden ganz besonders, denn er bedeutete Einnahmeausfälle von jährlich 100 Millionen DM (51 Mio Euro).

Der öffentlichkeitsscheue Flick, der 1927 in Berlin geboren wurde, trat 1957 als Diplom-Kaufmann in den Konzern seines Vaters ein. Dieser war nach dem Krieg von einem amerikanischen Militärgericht zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden, von denen er drei Jahre verbüßte. Flick war einer der größten Waffenlieferanten für das NS-Regime gewesen. Doch gelang es ihm ein zweites Mal, ein Industrieimperium aufzubauen.

Um Stahlfirmen, den Papierhersteller Feldmühle, Dynamit Nobel und ein Paket von Daimler-Benz-Aktien hatte Flick eine mächtige Industriegruppe aufgebaut. Nach dem Tod seines Vaters und nach internen Familienstreitigkeiten wurde "FKF", wie man Flick kurz nannte, 1975 alleiniger Chef des Düsseldorfer Konzerns.

Drei Jahre zuvor war Eberhard von Brauchitsch, der 1970 als persönlich haftender Gesellschafter bei Flick ausgeschieden war, in das Unternehmen zurückgekehrt.

Auch Flick musste in den Zeugenstand

An der Seite von FKF kümmerte sich von Brauchitsch um die "Pflege der Bonner Landschaft" (von Brauchitsch). Und das führte den Konzern schnurstracks in die Parteispendenaffäre von 1981. Die so genannte Flick-Affäre war der größte Wirtschaftsskandal in der deutschen Nachkriegszeit.

Mehr als 25 Millionen DM (12,8 Mio Euro) hatten die Manager zwischen 1969 und 1980 an CDU, FDP und SPD (in dieser Reihenfolge) gespendet. Im Juni 1983 setzte der Bundestag einen Flick-Untersuchungsausschuss ein, der über zwei Jahre lang mit der Untersuchung der Parteispendenaffäre und Auswirkungen auf politische Entscheidungen befasst war. Auch der als misstrauisch und scheu bekannte Flick erschien als Zeuge.

Die Arbeit des Ausschusses deckte eine Vielzahl von Verbindungen zwischen Parteien und Wirtschaft auf, die das Image von Politikern und Unternehmerschaft insgesamt trübten. Der Name Flick wurde zum Synonym für die Einmischung der Wirtschaft in die Politik, für die "gekaufte Republik".

Im Herbst 1985 begann ein spektakulärer Prozess gegen von Brauchitsch, Bundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff (FDP) und Dresdner Bank-Vorstandssprecher Hans Friderichs (der von 1972 bis 1977 Bundeswirtschaftsminister gewesen war). Im Februar 1987 wurden alle Angeklagten vom Vorwurf der Bestechung bzw. Bestechlichkeit und der Vorteilsgewährung freigesprochen. Das Gericht sah keinen Zusammenhang zwischen den Parteispenden und den Steuerbegünstigungs-Bescheinigungen des Bundeswirtschaftsministerium.

Wegen Steuerhinterziehung wurden Lambsdorff und Friderichs allerdings zu Geldstrafen von 180.000 bzw. 61.500 DM verurteilt, von Brauchitsch zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren, die gegen eine Geldbuße von 550.000 DM zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Dem wirtschaftlichen Erfolg seines Imperiums tat die "Flick-Affäre" keinen Abbruch. Mit 43.000 Beschäftigten erzielte die Flick-Gruppe 1984 weltweit einen Umsatz von 22 Milliarden DM (11,3 Mrd Euro). Ein Jahr später trennte sich Flick von seinem Imperium und verkaufte die Firmengruppe für rund 5,4 Milliarden DM an die Deutsche Bank.

Flick zog sich ganz ins Privatleben zurück. Seine unternehmerische Tätigkeit beschränkte sich auf die Verwaltung seines Vermögens, das auf vier bis fünf Milliarden DM geschätzt wird. Prachtvolle Villen und luxuriöse Anwesen, zum Teil mit Atombunker und Panzerglasscheiben gesichert, besaß Flick unter anderem in Kärnten, Düsseldorf und München.

Außerdem zählte ein ausgedehntes Jagdrevier im Burgenland zu seinem Eigentum. In Wien verkehrte der ehemalige Unternehmer, dem ein barocker Lebensstil nachgesagt wurde, in der Hauptstadt-Schickeria.

1991 geriet Flick noch einmal in die Schlagzeilen, als sein Schwager Opfer einer erpresserischen Entführung wurde. Er konnte schon nach wenigen Tagen befreit und das Lösegeld von 10 Millionen DM sichergestellt werden.

Die nach der Einrichtung des NS-Zwangsarbeiterfonds geführte neue Debatte um die Verantwortung der Flicks ließ er ohne Regung an sich abperlen: Er verweigerte sich einer Beteiligung an dem Fonds, obwohl zur Nazi-Zeit in den Familien-Betrieben zehntausende Menschen versklavt worden waren.

Flick hinterlässt seine Frau Ingrid und die 1999 geborenen Zwillinge Victoria-Katharina und Karl Friedrich.

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