Das "Berberproblem":Die freien Menschen

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Die Berber sind eine eigenständige und komplex zusammengesetzte Volkssgruppe in Algerien. Als Wüstenbewohner prägen sie das Bild des Landes entscheidend mit.

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Das Volk der Berber hat seinen Namen von den Römern erhalten, die alle Völker, die nicht der griechischen oder römischen Zivilisation entstammten, zu "Barbaren" degradierten. Die Berber selbst nennen sich "Imazighen", "Freie Menschen". Nur von ihrer Sprache her lassen sich die Berber als Volksgruppe definieren. Von der ethnischen Herkunft her ist die Bezeichnung "Berber" dagegen ein Überbegriff für Völker verschiedener nordafrikanischer Rassen, die der Völkerfamilie der Hamiten angehören.

Tuaregs, die sich für die Wahl von Abdelaziz Bouteflika im Jahr 1999 einsetzten. Als Hauptstamm sind sie für das Land bedeutsam...XXX (Foto: N/A)

Die bedeutendsten Volksgruppen der Berber in Algerien sind die Kabylen in der Kabylei, die Chaouia, die Mozabiten und die Tuareg, deren Siedlungsgebiete sich über vier weitere afrikanische Staaten erstrecken.

Der Lebensraum als Touristenattraktion

Alle Berber, speziell die Tuareg, haben über Generationen hinweg gelernt, mit den harten Lebensbedingungen der größten Wüste der Welt umzugehen. Das "Blaue Volk" lebt in Zelten aus Ziegen- oder Schafshäuten, Mattenzelten oder Schilfhäusern. Nur wenige lebensnotwendige Dinge zu besitzen, bedeutet für sie nicht Armut sondern Freiheit.

In den ländlichen Gebieten leben die Berber in befestigten Dörfern, genannt "Ksar", die meist aus Lehmziegeln gebaut sind. Sie sind heute beliebte Touristenattraktionen. Der auffälligste Unterschied zur arabischen Gesellschaft ist die relative Freiheit, die den Frauen zukommt. Sie zeigen sich unverschleiert und gestattet ihnen eine vorislamische Tradition, sich ihre Lebenspartner in einem gewissen Rahmen frei auszuwählen.

Eine Sprache für die Berber

Die "Berberproblematik" in Algerien ist brisanter als in anderen afrikanischen Staaten wie Marokko. Da die Bevölkerung des algerischen Staates nach seiner Unabhängigkeit in den sechziger Jahren erst ein Nationalbewusstsein entwickeln musste, hat man hier die Kulturen von Minderheiten noch weniger toleriert.

Seit der einsetzenden Liberalisierung in den achtziger Jahren erhalten die Berber allmählich mehr Rechte. So wurde 1995 nach monatelangen Protestaktionen die Berbersprache Tamazight, die ein Viertel der Bevölkerung spricht, auch im Unterricht zugelassen. Im April 2002 erfolgte ihre Anerkennung als eine der nationalen Sprachen. Als offizielle Amtssprache gilt sie jedoch nicht.

Die Regierung ist bestrebt, das Image der Wüste und ihrer Bewohner zu verbessern, indem sie zeigt, dass dieses Gebiet nicht nur Zeuge von Kriegen und Unterdrückung ist, sondern sich auch als attraktives Reiseziel anbietet.

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