Darfur:Sudan erlaubt Hilfe für Katastrophenregion

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Internationale Hilfsorganisationen haben von der sudanesischen Regierung Zugang zu den Flüchtlingscamps im Westen des Landes erhalten. Die Lage dort ist kritisch: Viele sind vom Hungertod bedroht. Außerdem ist in dem Land eine Ebola-ähnliche Seuche ausgebrochen.

Der sudanesische Außenminister Mustafa Ismail sagte am Donnerstag in Khartum, Vertreter von Hilfsorganisationen bräuchten ab Montag keine Sondererlaubnis mehr. Ein sudanesisches Visum, das jede diplomatische Vertretung Sudans im Ausland ausstellen könne, reiche dann aus.

"Sie haben unsere Dörfer bombardiert": Die Lage der sudanesischen Flüchtlinge ist kritisch. (Foto: Foto: AP)

US-Außenamtssprecher Richard Boucher bestätigte in Washington, dass Hilfsorganisationen ungehinderten Zugang nach Darfur erhalten sollen. Die Regierung in Khartum habe zudem versichert, dass humanitäre Flüge in die Krisenregion nicht mehr behindert würden. Diese Schritte seien "überfällig", sagte Boucher.

Hilfsorganisationen hatten beklagt, die sudanesische Regierung hindere sie daran, nach Darfur zu gelangen. Die Bevölkerung dort ist nach Einschätzung der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" vom Hungertod bedroht.

670.000 Menschen auf der Flucht

In Darfur kämpft die sudanesische Regierung, unterstützt von arabischen Milizionären, gegen die Rebellenorganisationen Befreiungsbewegung Sudans und Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit.

Seit Beginn der Kämpfe im Februar vergangenen Jahres wurden nach Angaben der UNO bis zu 10.000 Menschen getötet und rund 100.000 Menschen ins Nachbarland Tschad vertrieben. Etwa 670.000 Menschen sind in Sudan auf der Flucht.

Die Rebellen fordern wirtschaftliche Hilfen für die Menschen in Darfur, die nach ihren Angaben von der arabisch-moslemischen Zentralgewalt in Khartum massiv benachteiligt und an den Rand gedrängt werden.

"Das Desinteresse an den Notleidenden ist das Problem"

Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul hat das Desinteresse der Welt an der Not der Menschen im Westsudan beklagt. "Das ist auch das Problem", räumte sie am in den ARD-"Tagesthemen" auf hartnäckige Nachfragen ein.

Die USA etwa seien mit den Folgen des Krieges im Irak beschäftigt. "Es darf nicht wieder passieren, dass alle Augen auf andere Konflikte gerichtet sind und Afrika vergessen wird." Sie appellierte an die wie Deutschland im UN-Sicherheitsrat vertretenen Länder, schnelle Lösungen zu suchen. "Wir dürfen nicht zulassen, dass die Menschen in wenigen Wochen für die Hilfe nicht mehr zu erreichen sind", sagte Wieczorek-Zeul mit Blick auf den erwarteten Beginn der Regenzeit, in der viele Wege in Afrika nicht passierbar sind.

WHO untersucht neue Seuche

Die Weltgesundheitsorganisation WHO untersucht den Ausbruch einer Krankheit im Sudan, die der tödlichen Ebola-Seuche ähnlich ist. Seit zehn Tagen habe die Krankheit mit Ebola-ähnlichen Symptomen, etwa Fieber mit Blutungen, 15 Menschen im Süden und Westen des Bürgerkriegslandes befallen, berichtete ein WHO-Vertreter im ugandischen Kampala.

Die Behörden von Uganda, wo vor knapp vier Jahren fast 200 Menschen an Ebola starben, warnten die Bewohner der nördlichen Grenzregionen zum Sudan. "Wir kennen den Fall und untersuchen ihn", sagte Walker Oladipo von der WHO, "wir erwarten die Ergebnisse in dieser Woche." Der Sprecher des ugandischen Gesundheitsministeriums, Paul Kaggwa, sagte gegenüber dpa, die Regierung warne die Dorfbewohner an der Grenze mit Postern.

Örtliche Vertreter der Gesundheitsbehörden informierten zudem im Radio über den Ausbruch im Nachbarland. Ebola, durch das Ebolavirus ausgelöstes, Blutungen auslösendes Fieber, trat erstmals im Jahre 1976 in Zaire, seit 1997 Demokratische Republik Kongo, ins öffentliche Bewusstsein.

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