D-Day Feierlichkeiten:Im Zeichen der Aussöhnung

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Der französische Staatspräsident Jacques Chirac machte die Feiern 60 Jahre nach der Landung der Alliierten in der Normandie zu einer Bühne der deutsch-französischen Freundschaft.

Der französische Staatspräsident Jacques Chirac machte die Feiern am Sonntag zu einer Bühne der deutsch-französischen Freundschaft und pries die Versöhnung der einstigen Feinde als Beispiel für die Völker der Welt. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) bekannte sich zur deutschen Verantwortung vor der Geschichte und zur Zusammenarbeit gegen Krieg und Terrorismus. Schröder nahm als erster deutscher Bundeskanzler an den Feiern zum "D-Day" teil, nachdem sein Vorgänger Helmut Kohl eine entsprechende Einladung vor zehn Jahren abgelehnt hatte.

"An diesem Tag des Gedenkens und der Hoffnung empfangen die Franzosen Sie mehr denn je als Freund. Sie empfangen Sie als Bruder", sagte Chirac bei einer deutsch-französischen Zeremonie am Abend in Caen. Der Kanzler verkörpere mit seiner Teilnahme "den Frieden und die Aussöhnung, die Freiheit und die Demokratie".

US-Präsident George W. Bush reichte den Europäern die Hand zur Fortsetzung des gemeinsamen Engagements. Ohne den Irak ausdrücklich zu nennen, sagte Bush auf dem Soldatenfriedhof in Colleville: "Unser großes Bündnis für die Freiheit ist stark und heute immer noch nötig." Vor den Gräbern von 9386 US-Soldaten sagte Bush zum D-Day: "Amerika würde dies für seine Freunde wieder tun.".

Auch die englische Königin Elizabeth II. nutzte die D-Day-Feiern zu einem Zeichen der Aussöhnung mit Deutschland. Die Monarchin ehrte britische Veteranen zu den Klängen von Beethovens 9., dem "Europalied". Königin Elizabeth nannte "die Invasion Frankreichs 1944 eine der dramatischsten Militäraktionen der Geschichte". Mit der größten Truppenanlandung aller Zeiten hatten die Alliierten am 6. Juni 1944 die Niederlage Nazi-Deutschlands entscheidend beschleunigt. Bei den Schlachten waren 60.000 alliierte und 75.000 deutsche Soldaten sowie 20.000 Zivilisten umgekommen.

Chirac: "Ein Weg zum Frieden immer möglich"

Bereits bei der zentralen Gedenkfeier in Arromanches am Nachmittag hatte Chirac vor mehr als 20 Staats- und Regierungschefs das Verhältnis zu Deutschland in den Mittelpunkt gerückt. "Schon seit mehreren Jahrzehnten bauen diese in der Vergangenheit unbelehrbaren Feinde gemeinsam ihre Gegenwart auf", sagte Chirac. Ihr Beispiel zeige, dass "ein Weg zum Frieden immer möglich" sei.

Schröder erklärte in Caen, "die Narben der beiden Weltkriege" hätten "besonders dem deutschen Volk eine andauernde Pflicht auferlegt: Rassismus, Antisemitismus und totalitären Ideologien zu widerstehen". Europa trage Verantwortung, "dass Kriegstreiberei, Kriegsverbrechen und Terrorismus auch anderswo keine Chance haben".

Die Deutschen seien aber nicht leichthin bereit, zu militärischen Mitteln zu greifen. "Wir in Deutschland wissen, wer den Krieg verbrochen hat", sagte er. "Lassen Sie uns diesen Tag des Erinnerns nutzen, um unser Friedenswerk voranzutreiben." Zuvor hatte Schröder in einer stillen Zeremonie zwei Kränze auf dem nahen britischen Soldatenfriedhof Ranville niedergelegt. Der Kanzler ehrte zunächst die 2200 Gefallenen aus dem Commonwealth und verharrte dann am Grab eines unbekannten deutschen Soldaten. 322 deutsche Soldaten sind auf dem Friedhof bestattet.

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