CSU:Stoiber: Bin für jede Kritik offen

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Bayerns Ministerpräsident hat vor der Aussprache mit der CSU-Landtagsfraktion seine Bereitschaft zur Änderung seines Führungsstils bekundet. Landtagspräsident Glück verglich den CSU-Chef unterdessen mit dessen Vorgänger Strauß, "der vom Naturell her auch oft ein Zauderer und Zögerer war".

Er sei für jede Kritik offen und für Verbesserungen "schon gleich immer", sagte Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber vor der mit Spannung erwarteten Aussprache mit der CSU-Landtagsfraktion in München.

Anschließend wollte Stoiber gemeinsam mit Fraktionschef Joachim Herrmann vor die Presse treten. Herrmann hatte von Stoiber eine rasche Änderung seines Politikstils verlangt.

Kritik an Stoiber kommt inzwischen auch vom Landtagspräsidenten Alois Glück, der dem Ministerpräsidenten den Verzicht auf ein Ministeramt in Berlin vorwirft. Glück warnt die CSU davor, sich aus der Bundespolitik zurückzuziehen.

"Wir müssen darauf achten, dass Stoibers Entscheidung den bundespolitischen Einfluss der CSU nicht schwächt", sagte Glück der in Hamburg erscheinenden Wochenzeitung Die Zeit.

"Jetzt darf vor allem eines nicht passieren: dass wir uns mehrheitlich mental auf Bayern zurückziehen ... Manche in der Partei reden mir zu ausschließlich darüber: Was nützt Bayern? Das ist zu kurz gesprungen."

Glück, der zugleich Vorsitzender des CSU-Bezirksverbands Oberbayern ist, nannte Stoibers Rückzug "für die Mehrheit der Menschen schwer verständlich".

Der Landtagspräsident: "Vielleicht hat er (Stoiber) etwas gemeinsam mit dem großen Franz Josef Strauß, der vom Naturell her auch oft ein Zauderer und Zögerer war."

Stoiber sei ein Mensch, der vieles abwäge. "Das ist oft ein Vorteil, kann mitunter aber auch zu falschen Schlussfolgerungen führen."

Kobler: Herrmann hat "gute Karten" für Stoiber-Nachfolge

CSU-Sozialexperten Konrad Kobler geht unterdessen davon aus, dass CSU-Fraktionschef Joachim Herrmann "gute Karten" für die Nachfolge von Stoiber als Ministerpräsident habe. Bis zur Landtagswahl 2008 könne sich eine solche Entwicklung "zusammenbrauen", sagte der Passauer CSU-Abgeordnete im Bayerischen Rundfunk.

Nach der Entscheidung Stoibers, nicht nach Berlin zu wechseln, sind die beiden Kandidaten für die Stoiber-Nachfolge, Staatskanzleichef Erwin Huber und Innenminister Günther Beckstein (beide CSU), seiner Ansicht nach aus dem Rennen. Allerdings gebe es keinen Grund, dass Ministerpräsident Stoiber jetzt abtrete.

Mit Blick auf die CSU-Fraktionssitzung sagte Kobler, er rechne mit einer sachlichen Diskussion, wenn auch sich Stoiber "einiges" werde anhören müssen.

Dazu gehörten seine "einsamen Entscheidungen" in der Landespolitik etwa bei der Einführung des umstrittenen Büchergelds, des achtstufigen Gymnasiums und der Verwaltungsreform.

Hier hätten sich viele Abgeordnete überrumpelt gefühlt. "Da hätte man die Dinge auch ein bisschen demokratischer angehen können", betonte Kobler, der auch stellvertretender Landesvorsitzender des christsozialen Arbeitnehmerflügels CSA ist.

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