CSU:Bayerns JU-Chef spricht von "Putsch" gegen Stoiber

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Der Vorsitzende der bayerischen Jungen Union und Europaabgeordnete Manfred Weber hat einem Medienbericht zufolge einen "Putsch" gegen den Ministerpräsidenten gefordert, falls dieser nicht Konsequenzen ziehe und sich die Lage bis zum Frühjahr nicht verbessere.

Der F ocus zitierte Weber mit den Worten: "Sollte das Grummeln der Basis nicht abnehmen, muss in einem halben Jahr einer den Putsch wagen." Wenn es dazu komme, "dann aus der Landtagsfraktion", sagte der JU-Chef nach Angaben des Magazins. Noch setze die Jugend auf Stoiber, betonte Weber, fügte aber hinzu: "Wenn er uns nicht entgegenkommt, wird er unsere Unterstützung verlieren." Es sei fraglich, ob Stoiber die Kraft zur personellen Erneuerung finde. Die Partei dürfe "nicht länger bloß Transmissionsriemen der Staatskanzlei sein, sie muss wieder zur Ideenwerkstatt werden".

Inzwischen dementierte Weber, dass er einen Putsch gegen Stoiber gefordert hätte. Er habe lediglich hypothetisch darüber gesprochen.

Auch Landtagspräsident Alois Glück hält einen Sturz Stoibers laut Focus nicht für ausgeschlossen. "Wenn sich in den kommenden Monaten nichts verbessert, wird es für den Edmund eng", sagte Glück dem Magazin zufolge zu Parteifreunden.

Ähnlich habe sich in vertrauter Runde Bayerns Wirtschaftsminister Otto Wiesheu geäußert. Das Magazin berichtete über zwei Nachfolge-Szenarien, die in der CSU bereits kursierten. Beide sähen Bayerns Innenminister Günther Beckstein als neuen Ministerpräsidenten, bei einem Szenario sei Staatskanzlei-Chef Erwin Huber der neue Parteichef, beim anderen der designierte Bundesagrarminister Horst Seehofer.

Huber bestreitet Beteiligung an "Spielchen"

CSU-Kreise verwiesen dem Bericht zufolge zwar darauf, dass der in der Landtagsfraktion und Teilen der Berliner Landesgruppe verpönte "Dauer-Querulant" Seehofer in Bayern nur zum Zug käme, wenn die große Koalition von Anfang an erfolgreich arbeite und er als Agrarminister davon profitiere. Andere erinnerten demnach aber daran, dass der stellvertretende CSU-Vorsitzende bei Parteitagswahlen regelmäßig Traumergebnisse eingefahren habe und an der Basis außerordentlich beliebt sei.

CSU-Generalsekretär Söder bezeichnete den Bericht des Focus in München als "abwegig". Die CSU wolle einen Neuanfang mit Stoiber. Beckstein und Huber hätten sich ausdrücklich hinter Stoiber gestellt.

Staatskanzleichef Huber sprach von "völlig abwegigen Spekulationen, die der CSU nicht nutzen". Er selbst sei an "derartigen Spielchen in keiner Weise beteiligt". Der CSU-Parteitag habe Stoiber erst vor wenigen Wochen mit über 93 Prozent zum Parteivorsitzenden gewählt: "Das gilt für alle."

© sueddeutsche.de/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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