CIA:Goss wird der neue Boss

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Selbst der US-Geheimdienst hält nicht dicht: Noch vor der Nominierung war durchgesickert, dass der republikanische Kongressabgeordnete Porter Goss neuer CIA-Chef werden soll. Sein Vorgänger war wegen Pannen zurückgetreten.

US-Präsident George W. Bush hat am Dienstag den republikanischen Abgeordneten Porter Goss als neuen Direktor des Geheimdienstes CIA nominiert. Diese Entscheidung war bereits vorher in Regierungskreisen bekannt geworden.

Chef der Agenten: George W. Bush nominierte Porter Goss. (Foto: Foto: AP)

Der 65-Jährige Goss, der vom Senat in seiner Position bestätigt werden muss, ist seit acht Jahren Vorsitzender des Geheimdienstausschusses des US-Abgeordnetenhauses und arbeitete früher als CIA-Geheimagent. Goss soll Nachfolger von George Tenet werden, der nach heftiger Kritik an seiner Arbeit im Vorfeld der Anschläge vom 11. September zurückgetreten war.

Die oppositionellen Demokraten äußerten in ersten Reaktionen starke Vorbehalte gegen Goss. Er sei zu "politisch" und habe eine "zu große Nähe" zu den Geheimdiensten, zitierte der Sender CNN mehrere Abgeordnete und Senatoren.

Bush: Die richtige Führungspersönlichkeit

Bush nannte Goss bei einem gemeinsamen Auftritt im Rosengarten des Weißen Hauses einen "fähigen Mann", der die CIA in- und auswendig kenne. "Er ist die richtige Führungspersönlichkeit in dieser kritischen Zeit in der Geschichte unserer Nation", sagte der Präsident mit Blick auf die andauernde Terrorbedrohung und anstehende Reform der US-Geheimdienste als Konsequenz aus den Fehlern und Pannen vor dem 11. September.

Die Arbeit der CIA sei von "grundlegender Bedeutung" für die Sicherheit der USA, fügte Bush hinzu. Um weitere Terrorattacken zu verhindern, brauche das Land "die bestmöglichen geheimdienstlichen Informationen".

Menschen statt Technik

Er kündigte an, dass er als CIA-Chef verstärkt auf den Einsatz von Menschen anstatt Technologien bauen werde. Das ist eine der Empfehlungen der Untersuchungskommission zu den Anschlägen vom 11. September 2001, die vor Kurzem ihren Abschlussbericht vorgelegt hatte und auf eine umfassende Neuordnung der Geheimdienste dringt. Goss war maßgeblich an den Untersuchungen zum Versagen der Geheimdienste vor dem 11. September 2001 beteiligt.

Bush hatte in der vergangenen Woche mehrere der Kommissionsempfehlungen unterstützt, darunter die Einsetzung eines nationalen Geheimdienstdirektors, der die Arbeit aller 15 US-Geheimdienstbehörden - darunter auch die der CIA - koordinieren soll.

Im Gegensatz zum Untersuchungsausschuss will Bush der CIA aber weiter die Kontrolle über ihren eigenen Spionageetat überlassen. Damit würde eine erhebliche Schwächung der Position des CIA-Chefs vermieden.

Undercover-Agent in Europa

Goss studierte an der renommierten Yale-Universität, arbeitete dann zunächst für einen militärischen Geheimdienst und anschließend rund ein Jahrzehnt lang als Undercover-Agent für die CIA. Einzelheiten seiner Tätigkeit sind nicht bekannt, aber wie verlautet, soll Goss unter anderem in Europa eingesetzt gewesen sein.

Nach einer lebensgefährlichen Infektion ging er Anfang der siebziger Jahre in Pension, um dann eine politische Karriere zu beginnen. 1988 bewarb sich Goss, der seit 30 Jahren in Florida lebt, mit Erfolg um einen Sitz im Abgeordnetenhaus, den er nunmehr seit 16 Jahren innehat.

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