Chirac-Nachfolge:Frankreich wählt

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Seit 8 Uhr sind die Wahllokale in Frankreich geöffnet. Der konservative Populist Sarkozy liegt in Umfragen knapp vor der Sozialistin Royal. In mehreren Überseegebieten begann der Urnengang bereits am Samstag. Auf Korsika wurde das Ereignis durch die Explosion von zwei Bomben überschattet.

Als erstes öffneten die Wahlbüros auf der Inselgruppe Saint-Pierre-et-Miquelon vor Kanada und in Französisch-Guyana in Südamerika. In den Umfragen hatte zuletzt Ex-Innenminister Nicolas Sarkozy vorne gelegen, teils dicht gefolgt von der Sozialistin Ségolène Royal. Der Liberale François Bayrou und der Rechtsextreme Jean-Marie Le Pen fanden sich auf dem dritten und vierten Platz. Überschattet wurde der Wahlauftakt durch Anschläge auf der Mittelmeerinsel Korsika und in Südfrankreich, bei denen eine Person verletzt wurde.

In diesem Jahr wählen in Übersee-Gebieten erstmals rund eine Million der insgesamt 44,5 Millionen Wahlberechtigten schon einen Tag früher. Damit soll eine Benachteiligung der Franzosen in den Zeitzonen westlich des Mutterlandes bis Neukaledonien im Pazifik beseitigt werden. Denn sie gingen früher teils erst an die Urnen, als in Frankreich bereits die Wahl abgeschlossen war und erste Ergebnisse verkündet wurden. Dies führte regelmäßig zu hohen Enthaltungsquoten.

In Europa beginnt die Wahl eines Nachfolgers für den seit zwölf Jahren amtierenden Präsidenten Jacques Chirac am Sonntagmorgen. Wenn wie erwartet kein Bewerber über 50 Prozent der Stimmen erhält, findet am 6. Mai eine Stichwahl der beiden Bestplatzierten statt. Vor dem Wahlwochenende hatten Meinungsforscher darauf verwiesen, dass noch rund ein Drittel der Franzosen unentschlossen seien. Bei der letzten Wahl 2002 hatten sich elf Prozent der Franzosen erst am Wahlsonntag endgültig für einen Kandidaten entschieden.

Kopf-an-Kopf-Rennen

Seit Freitag um Mitternacht ist in Frankreich die Veröffentlichung von Umfragen durch die Wahlaufsicht verboten. Nachdem der für eine parteiübergreifende Allianz werbende Bayrou zweitweise nahe an das Führungsduo aus Sarkozy und Royal herangekommen, hatte er in Erhebungen zuletzt häufiger Stimmen verloren. Er blieb aber meist auf dem dritten Platz. Nur am Freitag sah ihn eine Umfrage durch Le Pen überholt, der es bei der letzten Wahl im Jahr 2002 überraschend in die Stichwahl gegen Chirac geschafft hatte.

Innenminister François Baroin, dessen Ressort für die Ausrichtung der Wahl zuständig ist, wies am Samstag Kritik an der Vorgabe zurück, dass erste Ergebnisse der Wahl nicht vor 20.00 Uhr am Sonntag veröffentlicht werden dürfen. "Alle rechtlichen Möglichkeiten werden genutzt werden, um die zu bestrafen, die bewusst gegen das Gesetz verstoßen", sagte er mit Blick auf Ankündigungen von Internet-Websites, schon früher Resultate ins Netz zu stellen.

Bomben auf Korsika

Bei einem Sprengstoffanschlag auf ein Finanzamt auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika ist in der Nacht zu Sonntag ein Mann am Gesicht verletzt worden. Rund zehn Minuten zuvor sei bei einem Bombenanschlag in der nordkorsischen Stadt in einem Büro der Schifffahrtsbehörde Schaden angerichtet worden, teilte die Polizei mit. Das Ausmaß der Schäden war zunächst nicht bekannt.

Auf Korsika verüben Kämpfer für eine Unabhängigkeit der Insel seit mehr als dreißig Jahren immer wieder Anschläge gegen Behörden oder Häuser von Festlandfranzosen. Die Befreiungsfront FLNC des 22. Oktober als eine der beiden Untergrundbewegungen auf der Insel hatte sich am Donnerstag zu rund 30 Attentaten bekannt und angekündigt, sie werde auch bei der Präsidentschaftswahl auf sich aufmerksam machen. In der Nacht zu Samstag war eine Polizeieinheit im Dorf Cauro nahe der westkorsischen Stadt Ajaccio von Unbekannten beschossen.

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