Chiles umstrittener Diktator:Pinochet nach Herzinfarkt in Lebensgefahr

Erst am Montag war Augusto Pinochet wegen Verbrechen während seiner Regierungszeit unter Anklage und Hausarrest gestellt worden. Nun scheint fraglich, ob der Diktator das Prozessende überhaupt erlebt.

Der frühere chilenische Diktator Augusto Pinochet hat einen Herzinfarkt erlitten und schwebte am Sonntag in Lebensgefahr. Bei dem 91-jährigen Patienten sei im Militärkrankenhaus mit einem Katheter die Verstopfung einer Herzarterie beseitigt und die Arterie anschließend stabilisiert worden, zitierte die Zeitung El Mercurio den behandelnden Arzt Juan Ignacio Vergara.

Auch die Lunge, in der sich Flüssigkeit angesammelt habe, sei betroffen. Der Zustand Pinochets wurde als stabil beschrieben, aber die Entwicklung von Herzinfarkten sei gerade bei sehr alten Patienten nur schwer vorherzusagen, habe der Arzt hinzugefügt.

Seit Montag unter Hausarrest

Die Frau Pinochets, Lucía Hiriart, und andere Familienangehörige des früheren Machthabers versammelten sich im Krankenhaus in Santiago. Pinochet, der auch an Diabetes leidet, war am frühen Morgen gegen 02.00 Uhr aus seinem Anwesen in Santiago in das Militärkrankenhaus der Hauptstadt gebracht worden.

Vor einer Woche hatte der frühere Machthaber seinen 91. Geburtstag gefeiert und sich kurz einer Gruppe von Anhängern vor seinem Haus gezeigt. Dabei hatte er sich mit fremder Hilfe sogar aus dem Rollstuhl erhoben.

Am Montag war er dann in einem vierten Fall wegen Menschenrechtsverbrechen während der Diktatur (1973-1990) unter Anklage und Hausarrest gestellt worden. Dabei ging es um seine Mitschuld an zwei Morden der so genannten Todeskarawane.

Außerdem steht er wegen Verbrechen in dem früheren Folterzentrum Villa Grimaldi und der Aktion Colombo, der Verschleierung von Diktaturmorden, unter Anklage. Ein weiterer Fall betrifft den Vorwurf der Unterschlagung.

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