Charles Puidgemont:Im Aquarium

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Der Separatisten-Anführer will bis zur endgültigen Entscheidung über seine Auslieferung in Berlin bleiben. Seine Gegner in Spanien ärgern sich derweil über Schleswiger Richter und deutsche Politiker.

Von Thomas Urban und Mike Szymanski, Berlin/Madrid

Vorerst frei: Carles Puigdemont nach seiner Haftentlassung in Berlin; mit Tulpen und Ansteckern in der Nationalfarbe Kataloniens. (Foto: Carsten Koall/Getty Images)

Ganz schnell musste ein Raum her für den Auftritt des katalanischen Ex-Premiers Carles Puigdemont, eine kleine Bühne. Am Freitag war der 55-Jährige gegen eine Kaution von 75 000 Euro aus der Auslieferungshaft in Neumünster entlassen worden. Seine Unterstützer fanden diese Bühne ausgerechnet im "Aquarium", einem Kieztreff am Kottbusser Tor in Berlin. Früher wurden hier tatsächlich einmal Fische verkauft. "Anything goes - miteinander und/oder nebeneinander", schreiben die Betreiber heute über diesen Ort: Alles ist möglich. Ein Ort wie ein Versprechen. Puigdemont zieht dann am Samstag im Schwarm von Journalisten und jubelnden Anhängern ein. Die haben sich kleine Schleifen in Gelb angeheftet - die Farbe Kataloniens. Manche rufen: "Unser Präsident!" Puigdemont sitzt eher unaufgeregt da. Er sagt, er hätte nicht geglaubt, dass man heute in Europa wegen seiner politischen Ansichten ins Gefängnis kommen könne. Aber er hat auch eine versöhnliche Botschaft: "Die Unabhängigkeit ist für uns nicht die einzige Lösung", sagt er. "Wir sind bereit zuzuhören."

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