Castro gibt TV-Interview:"Hier bin ich"

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Exil-Kubaner spekulierten schon über seinen Tod, nun zeigt sich der kubanische Staatschef Fidel Castro zum ersten Mal seit drei Monaten im Fernsehen - und wettert gegen US-Präsident George W. Bush.

Erstmals seit drei Monaten hat das kubanische Staatsfernsehen wieder Filmaufnahmen des erkrankten Staatschefs Fidel Castro ausgestrahlt.

Wenn auch abgemagert, machte der 81-Jährige einen stabilen Eindruck. Er spricht in dem fast einstündigen Interview leise und langsam, ist aber bei klarem Verstand. Auf Gerüchte über seinen Tod reagierte er mit einem lakonischen "Hier bin ich!".

In den vergangenen Wochen war in kubanischen Exilkreisen in den USA immer wieder spekuliert worden, Castro liege im Sterben oder sei bereits tot.

Fidel Castro, der Kuba seit der Revolution im Jahr 1959 regiert, wurde seit fast 14 Monaten nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Im Juli 2006 gab er bekannt, dass eine Darmoperation ihn zwinge, die Amtsgeschäfte seinem jüngeren Bruder Raúl zu übergeben.

In dem nun veröffentlichten TV-Interview, das am selben Tag aufgezeichnet worden sein soll, wetterte Castro erneut gegen die USA. Er kritisierte die hohen Kriegskosten im Irak und warnte davor, dass US-Präsident George W. Bush einen Krieg mit Iran beginnen könnte.

Der kubanische Revolutionsführer sprach auch über aktuelle internationale Themen wie die Stärke des Euro gegenüber dem Dollar, steigende Preise für Rohöl und den Klimawandel.

Um die Aktualität der Aufnahmen zu unterstreichen, zeigte Castro ein Exemplar der in dieser Woche erschienenen Autobiografie des ehemaligen US-Notenbankchefs Alan Greenspan.

"Er lebt noch, weil er Fidel ist"

Castro trug in dem Interview einen Schlafanzug, darüber eine rot-weiß-blaue Trainingsjacke - die Farben der kubanischen Nationalmannschaft. Er wolle bewusst "keine Eleganz" ausstrahlen, sagte er.

Details über seinen derzeitigen Gesundheitszustand gab Castro keine preis. Er sprach allerdings von der Unausweichlichkeit des Todes: "Ob man im Sterben liegt, oder ob man morgen stirbt - niemand weiß, an welchem Tag man stirbt."

Laut Hugo Chávez, venezolanischer Präsident und Freund Kubas, hat Castro vor einem Jahr "kurz vor dem Tod" gestanden. Praktisch das gesamte Blut des Kranken sei damals ausgetauscht worden, verriet Chávez am Rande eines Besuchs in Brasilien. "Er lebt noch, weil er Fidel ist", sagte er.

Der kubanische Außenminister Felipe Perez Roque versicherte unterdessen, Fidel Castro beteilige sich weiterhin an den "wichtigsten Entscheidungen des Landes".

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/AFP/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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