Cap-Anamur:Bierdel verteidigt umstrittene Rettungsaktion

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Der Chef der Hilfsorganisation "Cap Anamur" hat eingeräumt, dass er bei der Rettung von 37 Flüchtlingen im Mittelmeer Fehler gemacht hat. Die Aktion sei dennoch richtig gewesen und er habe sie auch nicht eigens für die Medien inszeniert.

Bierdel sagte dem Deutschlandfunk, seine Organisation habe gewiss Fehler gemacht. So habe man zum Beispiel zu spät Kontakt zu den zuständigen Behörden in Italien gesucht. Allerdings hätten die Besatzung der "Cap Anamur" und er selbst vor dem Einlaufen in den italienischen Hafen Porto Empedocle alle notwendigen Angaben ordnungsgemäß gemacht. Die Genehmigung der Hafenbehörden sei buchstäblich in letzter Sekunde auf höchstes Geheiß aus Rom widerrufen worden, sagte Bierdel.

Zugleich wies er den Vorwurf der italienischen Behörden zurück, mit der umstrittenen Rettungsaktion im Mittelmeer der illegalen Einreise nach Europa Vorschub geleistet zu haben. Die Idee, dass ein Rettungsschiff weitere Flüchtlinge anlocke, sei absurd, sagte Bierdel in seinem ersten Interview nach der Freilassung aus italienischer Haft.

"Cap Anamur" soll weiter Flüchtlinge retten

Er verwahrte sich auch dagegen, die Rettung der Flüchtlinge als Medienspektakel inszeniert zu haben. Bei der Aktion seien zwar Kamerateams dabei gewesen. Es spreche aber nicht gegen die Aktion, wenn sich Journalisten dafür interessierten.

Er kündigte die Fortsetzung der Rettungsaktionen im Mittelmeer an. Europa müsse sich klar werden, ob man weiter hinnehmen wolle, dass "Menschen vor den Toren der Festung verrecken". Dass die italienischen Behörden das Schiff der Hilfsorganisation beschlagnahmten, nannte Bierdel eine "irrwitzige, überzogene Reaktion".

Der ehemalige Rundfunk-Korrespondent war am vergangenen Montag in Italien festgenommen worden, nachdem das Schiff der Hilfsorganisation 37 im Mittelmeer geborgene Schiffbrüchige im sizilianischen Hafen Porto Empedocle an Land gesetzt hatte.

Da die meisten nicht, wie von ihnen angegeben, aus dem Sudan stammen, wird Bierdel und seinen Mitarbeiter die Unterstützung illegaler Einwanderung vorgeworfen. Neben Bierdel wurden auch der Kapitän und der Erste Offizier des Schiffes festgenommen. Die drei wurden am Freitag wieder freigelassen.

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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