Bushs Kelly-Affäre:Justizministerium ermittelt im Weißen Haus

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Die Beamten suchen nach der Quelle, die einem Reporter den Namen einer CIA-Agentin nannte. Ihr Ehemann glaubt, dass sich Bushs engster Berater mit der Enthüllung an ihm rächen wollte.

Wilson nannte Anfang Juli in einem Zeitungsartikel, die Vorwürfe der Regierung, Saddam Hussein hätte waffenfähiges Uran in Afrika aufgekauft, unhaltbar.

Wenige Tage nach Wilsons Veröffentlichung, am 14. Juli, berichtete der Kolumnist Robert Novak unter Berufung auf "zwei ranghohe Vertreter der Regierung", Wilsons Frau sei CIA-Agentin. Der konservative Journalist hält seine Quelle auch weiterhin geheim. Wilson selbst bestätigte die Angaben zur Tätigkeit seiner Frau nicht, brachte aber den politischen Berater von Bush, Karl Rove, mit der Enthüllung in Verbindung.

"Racheaktionen sind nicht der Stil des Weißen Haus"

Ein Mitarbeiter des Justizministeriums hatte am Montagabend die Einleitung einer Voruntersuchung durch die US-Bundespolizei FBI und die Gegenspionage-Abteilung des Justizministeriums bestätigt. Am Dienstag leitete das Ministerium dann eine offizielle Untersuchung ein. Geprüft würden "mögliche unerlaubte Auskünfte" aus dem Weißen Haus, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan.

McClellan bezeichnete den Vorwurf, die US-Regierung habe die Frau von US-Diplomat Joseph Wilson enttarnt, um sich an dem Kritiker des Irak-Kriegs zu rächen, am Montag als "lächerlich". "Es ist einfach nicht die Art, in der das Weiße Haus operiert." Er wies Berichte der Zeitung Washington Post zurück, wonach zwei ranghohe Mitarbeiter der US-Regierung hinter der Enthüllung stehen.

Der Berater von US-Präsident George W. Bush, Alberto Gonzales, habe alle Mitarbeiter des Weißen Hauses angewiesen, sämtliche Dokumente bereit zu halten, "die in irgendeiner Weise" mit der Untersuchung in Verbindung stünden, sagte der Präsidentensprecher weiter. Gonzales erklärte in einer Mitteilung an die Angestellten, der Präsident habe "eine vollständige Zusammenarbeit bei der Untersuchung" angeordnet.

Bush: Der Schuldige wird gefeuert

Bush würde die Enthüllung dieser Informationen als "ernste Angelegenheit" betrachten, bekräftigte McClellan am Montag weiter. Der Schuldige würde "gefeuert". Das Weiße Haus werde jedoch mit dem Justizministerium zusammenarbeiten.

Unterdessen forderten führende demokratische Senatoren Bush und US-Justizminister John Ashcroft zur Ernennung eines Sonderermittlers auf. Das Justizministerium sei in dieser Frage nicht unabhängig, es bestehe "das Risiko einer politischen Intervention", warnte der demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry.

Es handle sich um eine "schwerwiegende Frage der nationalen Sicherheit", in der das Justizministerium einem Interessenkonflikt ausgesetzt sei, sagte Senator Charles Schumer. Auch die Senatoren Tom Daschle und Joe Biden warnten in einem Brief vor einem möglichen Interessenkonflikt.

(sueddeutsche.de/AFP)

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