Bundesweite Störung:Cyber-Angriff auf Deutsche Telekom

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Das Bundesamt für Informationstechnik spricht von einer weltweiten Attacke auf die Router der Kunden.Bundesweit sind fast eine Million Haushalte stundenlang von Festnetz und Internet abgeschnitten.

Von Varinia Bernau, Düsseldorf

Nach massiven Störungen bei Festnetzanschlüssen der Deutschen Telekom geht der Konzern Spuren einer Attacke nach. "Wir gehen davon aus, dass wir Opfer eines Hacker-Angriffs geworden sind", sagte ein Sprecher. Auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das den Vorfall analysiert, nimmt an, dass es einen weltweiten Angriff auf Router gab. Diese Geräte dienen als Vermittlungsstelle, um ins Internet zu gelangen. Über spezielle Systeme können auch Techniker der Telekom darauf zugreifen, etwa um eine Panne zu beheben. Über dieses System wollten nun Hacker Schadsoftware auf die Router spielen.

Laut BSI waren die Angriffe auch in dem von der Behörde selbst geschützten Regierungsnetz bemerkbar, konnten dort aber abgewehrt werden.

Auch die Router in den Haushalten der Telekom-Kunden haben dem Angriff standgehalten: Sie haben sich zwar ausgeschaltet und damit den Kunden den Zugang zum Netz verweigert. Dafür konnten die Angreifer aber keine Schadsoftware einschleusen.

Seit Sonntagnachmittag konnten 900 000 Kunden im Bundesgebiet ihren Festnetzanschluss nur teilweise oder gar nicht nutzen. Einige Kunden konnten nicht im Internet surfen, andere den Fernsehdienst Entertain nicht nutzen. Weil die Telekom inzwischen auch Telefonate übers Internet abwickelt, ging in manchen Haushalten gar nichts mehr. Am Montag bot der Konzern betroffenen Kunden aber einen kostenlosen Tagespass an, um übers Mobilfunknetz ins Internet zu gehen.

Zwar waren selbst zu Spitzenzeiten nicht einmal fünf Prozent der Haushalte betroffen, die einen Festnetzanschluss der Telekom nutzen. Dennoch dürfte der Imageschaden für den Konzern groß sein. Gerade weil viele Menschen einen Internetanschluss als selbstverständlich ansehen und alles im Netz erledigen, steigt der Frust bei Ausfällen. Außerdem hatte die Telekom erst im Juni viele Kunden verärgert. Damals war es zu einem massiven Ausfall des Mobilfunknetzes gekommen.

Am frühen Montagmorgen hat die Telekom eine neue Software in ihr Netz eingespeist, die den Fehler beheben soll. Das Unternehmen riet betroffenen Kunden, den Router vom Netz zu trennen, eine Zeit lang zu warten und dann wieder einzuschalten. Anschließend könnten sich viele Router wieder in das Netz einwählen.

Der Fall zeigt, dass der Schutz vor Angriffen aus dem Netz wichtiger wird - zumal dies nicht die erste Attacke auf eine grundlegende Infrastruktur wäre. Auch Krankenhäuser und Energieversorger werden von Hackern ins Visier genommen. Darüber zu reden, trauen sich die wenigsten. Angesichts der Störungen bei der Telekom hat auch die Bundesregierung den Schutz von Telekommunikationsnetzen betont. Dies sei eine Aufgabe, die Staat, Wirtschaft und Gesellschaft sehr ernst nehmen müssten, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Sicherheitsexperten verweisen darauf, dass hinter den Angreifern eine Schattenwirtschaft stecke, der viele Firmen und auch die öffentliche Verwaltung selten gewachsen sind - weder was das Know-how, noch notwendige Investitionen betrifft.

© SZ vom 29.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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