Bundeswehr:Misshandlungsvorwürfe auch aus Kaserne in Bayern

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In Kempten sollen Rekruten bei einem Nachtmarsch mit verbundenen Augen in einen feuchten, kalten Keller gesperrt worden sein. Ähnliche Übergriffe von Vorgesetzten hatten Soldaten zuvor schon aus Coesfeld und Ahlen berichtet.

In der Affäre um Misshandlungen bei der Bundeswehr ermittelt das Verteidigungsministerium jetzt auch in Bayern. Das berichtet die Bild-Zeitung unter Berufung auf den Wehrbeauftragten des Bundestages, Willfried Penner.

Er sagte der Zeitung: "Es gibt eine Eingabe aus Kempten. Auch dort sollen Rekruten nach einem Nachtmarsch mit verbundenen Augen in einen feuchten, kalten Keller gesperrt worden sein."

Bislang waren Misshandlungen in Coesfeld und Ahlen (Nordrhein-Westfalen) bekannt geworden. Angesichts der Misshandlungsfälle in der Bundeswehr hat Verteidigungsminister Peter Struck eine Überprüfung der gesamten Truppe angeordnet und die Soldaten aufgerufen, jeden derartigen Fall zu melden.

"Die Soldaten hätten viel eher Alarm schlagen müssen"

Der SPD-Politiker vermutete am Sonntag, "dass sich jetzt in den nächsten Tagen noch eine Reihe von weiteren Soldaten melden werden, denen Ähnliches widerfahren ist oder widerfahren sein könnte." Verstöße würden unnachgiebig geahndet, bekräftigte er im Deutschlandfunk.

"Ausbilder, die Untergebene misshandeln, haben in der Bundeswehr nichts zu suchen. Sie müssen ihren Rock ausziehen", schrieb Struck für Bild am Sonntag mit Blick auf die nachgestellten Geiselnahmen im westfälischen Coesfeld.

Er habe den Eindruck, dass die Soldaten viel eher hätten Alarm schlagen und den Vorgesetzten dann dann "eindeutig klar in die Arme hätte gegriffen werden müssen", sagte er. Einsatznahe Ausbildung sei nur erforderlich für diejenigen, die wirklich in den Auslandseinsatz gingen. Wie man sich in einer Geiselnahme-Situation verhalten solle, müsse ein normaler Grundwehrdienstleistender nicht lernen.

Wie der Spiegel berichtet, beschwerte sich ein Reservist beim Wehrbeauftragten Willfried Penner über Ausbilder in Ahlen, die im Frühjahr 2002 eine "Geiselnahme durch albanische Freischärler" simuliert hätten.

Dabei seien Soldaten mit verbundenen Augen auf eine verschlammte Wiese gebracht worden und hätten dort auf der Erde liegend Verhöre und Beschimpfungen über sich ergehen lassen müssen. In Coesfeld sollen Rekruten bei fingierten Geiselbefragungen sogar mit Stromstößen gequält worden sein.

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