Es wird im Plenarsaal am Sonntag wieder einmal "wirklich kuschelig" werden, wie ein Bundestagsabgeordneter prophezeite. Das Plenum musste für die 1203 Wahlfrauen und -männer umgebaut werden, weil die Bundesversammlung doppelt so viele Mitglieder hat wie der Saal Sitze.
Die Wahl bedeutet auch Schwerarbeit auch für die Organisatoren in den einzelnen Fraktionen. Sie haben die Aufgabe sicherzustellen, dass am Sonntag, Punkt 12.00 Uhr, alle Delegierten auf ihren Plätzen sitzen. Die eine Wahlfrau oder der andere Wahlmann hatten aus Sicht der Verantwortlichen recht eigenwillige Vorstellungen, wann sie in Berlin eintreffen wollten.
"Einen Sack Flöhe zu hüten, ist leichter", beklagten Mitarbeiter. So hatten einige in der Unions-Fraktion vor, erst am Sonntagmorgen kurz vor Beginn der Wahl in Berlin zu landen. Es bedurfte einiger Überredungskunst, sie von einem anderen Zeitplan zu überzeugen, hieß es.
Ausnahme für Hochzeitsgast
Für einen glücklichen Vater musste eine besondere Verabredung getroffen werden. Seine Tochter tritt am Sonnabend vor den Traualtar. Die Unions-Spitze hatte ein Einsehen und verzichtete in seinem Fall auf die Anreise schon am Vortag der Wahl. Lange darf der Brautvater aber nicht mit den Gästen anstoßen. Noch in der Nacht muss der Wahlmann die Feier verlassen und nach Berlin fahren.
Auf Einladung der FDP werden am Samstag und Sonntag 20 "normale Menschen aus dem Volk" aus allen Teilen Deutschlands an Vorbereitung und Umsetzung der Bundespräsidentenwahl in Berlin teilnehmen.
Darunter befinden sich ein Arbeitsloser, eine allein erziehende Mutter mit Kind, ein junger Unternehmer, eine Familie mit zwei Kindern und ein Sozialhilfeempfänger. Sie alle hatten sich kostenlos für Interviews über ihre soziale Situation für eine Parteibroschüre zur Verfügung gestellt. Als Dank dafür bekamen sie jetzt die FDP-Einladung zur Wahl.
So genannte Zählappelle in den Gruppen der Bundesversammlung finden am Sonntag früh statt. Für Notfälle stehen Ersatzwahlmänner und -frauen zur Verfügung.