Bürgerkrieg:Rebellen brechen Waffenstillstand in Liberia

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Nahe der Hauptstadt Monrovia ist es erneut zu schweren Gefechten zwischen Regierungsarmee und der LURD gekommen. Die USA arbeiten an einer UN-Resolution für Friedenstruppen - doch ob die Amerikaner eigene Truppen schicken, ist weiterhin unklar.

Kämpfer der Vereinigten Liberianer für Versöhnung und Demokratie (LURD) hätten den Waffenstillstand gebrochen und seien bis auf zwölf Kilometer an die Hauptstadt Monrovia herangerückt, sagte Verteidigungsminister Daniel Chea.

Seinen Angaben zufolge liefern sich die Regierungstruppen "heftige Kämpfe" mit den LURD-Rebellen, die Mörser und Maschinengewehren einsetzten. Er befürchte, dass zahlreiche Zivilisten bei den Zusammenstößen ums Leben kommen könnten, da sich die Kriegsparteien nahe an dicht besiedelten Gebieten befänden.

Aus Angst vor den Gefechten flohen viele Bewohner aus dem Viertel Duala in Monrovia.

Bush muss entscheiden

Die USA bereiten derweil einen UN-Resolutionsentwurf für die Entsendung von Friedenstruppen in Liberia vor. Ein solcher Entwurf würde auch US-Armee-Einheiten einschließen, sagte US-Außenamtssprecher Richard Boucher in Washington.

Er betonte aber, dass die Vorlage erst veröffentlicht werde, wenn US-Präsident George W. Bush über eine mögliche Entsendung von US-Truppen entschieden habe.

Am Donnerstag hatte Washington erneut betont, dass noch keine Entscheidung gefallen sei.

Warten auf die ECOWAS-Soldaten

Nach UN-Plänen sollen zuerst 1000 bis 1500 Soldaten der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) in das Bürgerkriegsland entsendet werden und die Situation stabilisieren. Daraufhin könnte Taylor das Land verlassen, und weitere Truppen könnten zur Verstärkung der ECOWAS-Einheit einrücken.

Die Vereinten Nationen drängen die Nachbarn des Bürgerkriegslandes nun, die von ihnen versprochenen Soldaten umgehend nach Monrovia zu entsenden.

Erst bei Eintreffen des angekündigten Voraustrupps der Westafrikanischen Staatengemeinschaft ECOWAS werde sich die US-Regierung auf ihre künftige Rolle in Liberia festlegen und gegebenenfalls Militär für einen Einsatz freistellen. Zeitgleich mit der Ankunft der Amerikaner sei Liberias Präsident Charles Taylor bereit, sein Regierungsamt und das Land zu verlassen.

Diese Reihenfolge legte Jacques Klein, der neue UN-Sonderbeauftragte für Liberia, am Donnerstag in New York dar.

Derweil bereiten sich nach seinen Worten die Vereinten Nationen darauf vor, das US-Militär auf Wunsch von Washington möglicherweise schon im Herbst durch eine UN-Friedenstruppe abzulösen.

"Eine der schlimmsten Situationen weltweit"

Klein beschrieb die humanitäre Situation für die Menschen in Liberia "als eine der schlimmsten weltweit".

Die Infrastruktur des Landes sei zusammen gebrochen und es sei so gut wie unmöglich, der Bevölkerung zu helfen. "Wir müssen schnell handeln", forderte er vor Journalisten. UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte sich bereits Anfang der Woche besorgt darüber geäußert, dass die Stationierung der ECOWAS-Truppen sich bis Anfang August verzögern könnten. Je länger sich das militärische Eingreifen in Liberia hinausziehe, desto gefährlicher werde dort die Lage.

In Liberia tobt seit Beginn der 90er Jahre ein blutiger Bürgerkrieg, bei dem bislang rund 200.000 Menschen ums Leben kamen. Am 17. Juni hatten Taylors Regierung und die Rebellengruppen LURD und Model (Bewegung für die Demokratie in Liberia) ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet, das die Bildung einer Übergangsregierung ohne Beteiligung von Präsident Charles Taylor vorsieht.

(sueddeutsche.deAFP/dpa)

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