Bürgerkrieg in Syrien:Islamische Staaten wollen Syrien aus Verbund ausschließen

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Das Assad-Regime gerät immer stärker in die Isolation: Die Organisation für Islamische Zusammenarbeit will auf einem Sondergipfel in Saudi-Arabien den Ausschluss Syriens aus dem Staatenverbund beschließen. Einzig Iran ist dagegen. Unterdessen haben die Rebellen nach eigenen Angaben einen Kampfjet der Regierungstruppen abgeschossen.

Die Außenminister der Mitgliedsländer der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) haben eine Suspendierung Syriens von der Gruppe empfohlen.

Die Mehrheit der Teilnehmer des Vorbereitungstreffens auf Ministerebene habe einem Resolutionsentwurf zugestimmt, der am Dienstag auf dem OIC-Gipfel im saudiarabischen Mekka vorgelegt werden solle, sagte OIC-Generalsekretär Ekmeleddin Ihsanoglu am Montagabend vor Journalisten in Dschiddah.

Eine Diskussion über einen möglichen Ausschluss Syriens hatte sich zuvor abgezeichnet. "Syrien ist in einen dunklen Tunnel eingetreten", sagte Ihsanoglu zu Beginn des Treffens der Außenminister der OIC-Staaten. Die anhaltende brutale Gewalt in Syrien sei die Folge davon, dass Staatschef Baschar al-Assad die Forderungen seines Volkes ignoriert habe.

Iran gegen den Ausschluss Syriens

Der Iran, engster Verbündeter der Führung in Damaskus, sprach sich bereits strikt gegen einen Ausschluss Syriens aus. In Mekka beraten am Dienstag die Staats- und Regierungschefs von 57 islamischen Staaten unter anderem über die Krise in Syrien. Das OIC-Mitglied Syrien ist zu dem Treffen nicht eingeladen.

Unterdessen haben die syrischen Aufständischen nach eigenen Angaben im Osten Syriens ein Kampfflugzeug der Luftwaffe abgeschossen und den Piloten gefangen genommen. In den Staatsmedien hieß es hingegen, während eines Übungsflugs sei ein technischer Fehler aufgetreten und der Pilot habe sich mit dem Schleudersitz in Sicherheit gebracht. Nach dem Mann werde noch gesucht.

Die russische MiG sei während eines Luftangriffs auf die Ortschaft Muhassan getroffen worden, teilte die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Aktivisten hätten berichtet, der Jet sei mit einem schweren Maschinengewehr abgeschossen worden.

Der Fernsehsender al-Arabija hat ein Video veröffentlicht, das nach Angaben von syrischen Rebellen den Piloten des Kampfjets zeigt. In dem Video gab sich ein Mann in Begleitung von drei bewaffneten Männern als der Pilot zu erkennen. Er werde gut behandelt, sagte er. Zudem rief er Offiziere dazu auf, die Streitkräfte von Präsident Baschar al-Assad zu verlassen und zu desertieren. Die Echtheit der Aufnahmen kann ebenso wie alle anderen Angaben nicht unabhängig überprüft werden.

Erhalten die Rebellen Flugabwehrwaffen aus dem Ausland?

Sollten die Rebellen tatsächlich ein Kampfflugzeug abgeschossen haben, würde das auf eine erhebliche Verbesserung der militärischen Fähigkeiten der Aufständischen hindeuten. Möglicherweise hätten Waffenlieferungen aus dem Ausland die Rebellen erreicht, sagte der Sicherheitsexperte Theodore Karasik vom Dubaier Institut für Militärforschung im Nahen Osten und der Golfregion. Mit älteren Luftabwehrgeschützen könne eine MiG nicht abgeschossen werden. "Wenn es stimmt, wäre die Schlussfolgerung, dass die verdeckte Hilfe für die Rebellen auf bessere Flugabwehrwaffen ausgedehnt wurde", sagte Karasik. Golfstaaten wie Saudi-Arabien und Katar hatten den Rebellen zuletzt immer wieder Unterstützung zugesagt. Das Ausmaß der Hilfe ist allerdings unklar.

Der oppositionelle Syrische Nationalrat hatte zuvor die Einrichtung einer Flugverbotszone über Syrien gefordert. Ein solcher Schritt würde Präsident Assad zeigen, dass es der internationalen Gemeinschaft ernst sei, sagte der Präsident des Rats, Abdelbasset Sieda.

Mit einer Flugverbotszone könnten Länder, die die Rebellen unterstützen, syrische Flugzeuge und Hubschrauber mit Gewalt an Flugbewegungen hindern. Die Einrichtung einer solchen Zone gilt im Fall Syrien indes als unwahrscheinlich, weil die Vetomächte Russland und China sich im Sicherheitsrat wahrscheinlich dagegen aussprechen werden.

Kämpfe in der Provinz Homs und in Damaskus

"Eine Flugverbotszone ist wesentlich für die Fortführung unseres Kampfes. Wir könnten mehr Gebiete unter unsere Kontrolle bringen, aber die Kampfjets des Regimes hindern uns mit ihren Bombardierungen daran", erklärte der Rebellenkommandeur Abu Alaa in Aleppo.

Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter berichtete am Montag von Kämpfen auch in der Provinz Homs und Außenbezirken der Haupstadt Damaskus. Landesweit seien mindestens 90 Menschen getötet worden. Seit Beginn der Proteste gegen das Assad-Regime vor 17 Monaten kamen nach UN-Schätzungen etwa 17.000 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen Zivilisten.

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