Brutaler Überfall auf einen Deutsch-Äthopier:Schönbohm zweifelt rechtsextremen Hintergrund an

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Die Polizei hat zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung, aber keine heiße Spur zu den Tätern. Unterdessen hat Brandenburgs Innenminister unerwartet vor voreiligen Schlüssen über die Tatmotive gewarnt.

Nach dem rassistischen Überfall auf einen Deutsch-Äthiopier in Potsdam sind bei den Ermittlungsbehörden zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen.

Und doch gibt es drei Tage nach dem Überfall auf einen Deutsch-Äthiopier in Potsdam gibt es noch immer keine heiße Spur zu den Tätern. Das sagte Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm im Inforadio Berlin-Brandenburg. Er sei aber zuversichtlich, dass die Täter bald gefasst würden.

Schönbohm warnte zugleich überraschend vor voreiligen Schlüssen, was das fremdenfeindliche Motiv der Täter betrifft. Dass es einen Zusammenhang zwischen der Tat und der schwarzen Hautfarbe des Opfers gebe, könne lediglich vermutet werden.

Lob für den mutigen Taxifahrer

Der überfallene Mann habe zwar eine schwarze Hautfarbe, "wie die Tat abgelaufen ist, kann man aber nicht mit Sicherheit sagen", erklärte Schönbohm. "Es war Nacht auf einsamer Straße", sagte Schönbohm weiter.

In einem höheren Strafmaß für Gewalttäter sieht der CDU-Politiker keine alleinige Lösung. Die könne eine Maßnahme von vielen sein. Schönbohm lobte ausdrücklich den Taxifahrer, der in der Überfall-Nacht das Opfer gefunden und die Polizei verständigt hatte. Der Mann habe Zivilcourage bewiesen.

Anders als Schönbohm vermutet die Polizei einen fremdenfeindlichen Hintergrund der Tat. Die Polizei hatte im Internet einen Tonmitschnitt des Überfalls veröffentlicht, der von der Handy-Mailbox der Ehefrau des Opfers stammt. In dem schwer verständlichen Mailbox-Mitschnitt sind die Worte "scheiß Nigger" und "blödes Schwein" deutlich auszumachen.

Tat bedroht die innere Sicherheit

Das Opfer, ein 37 Jahre alter gebürtiger Äthiopier mit deutschem Pass, schwebt nach wie vor in Lebensgefahr. Der Wasserbauingenieur war am Ostersonntag an einer Straßenbahnhaltestelle mit äußerster Brutalität zusammengeschlagen worden. Er hat schwere Schädel und Hirnverletzungen.

Die Tat sei wegen einer überregionalen Fanalwirkung geeignet, die innere Sicherheit der Bundesrepublik zu gefährden, sagte ein Sprecher der Generalbundesanwaltschaft. Zahlreiche Potsdamer solidarisierten sich mit am Tatort niedergelegten Blumen und Kerzen.

Die gebildete Sonderkommission der Polizei ist von zwölf auf jetzt 25 Beamte aufgestockt worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel veruteilte die "abscheuliche, brutale und menschenverachtende Tat".

Insbesondere bei der jungen Generation gebe es eine Gefährdung durch Rechtsextremismus. Darauf müsse es eine "adäquate Antwort" geben. Ein Ende des Jahres auslaufendes Aktionsprogramm gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, soll nach dem Willen der Koalition erweitert werden.

Nach Angaben eines Sprechers des Familienministeriums ist geplant, dass der Finanzrahmen aber wie bisher bei 19 Millionen Euro pro Jahr liegt.

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