Brücke von Mostar:"Symbol der Hoffnung"

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Die 1566 erbaute Bogenbrücke war im Bosnienkrieg von kroatischen Milizen zerstört worden. Heute wurde das rekonstruierte Bauwerk wieder eröffnet. Es werde tausende Touristen anlocken und so zur Versöhnung der Kulturen beitragen, sagt der ehemalige Bosnienbeauftragte der Bundesregierung Hans Koschnick.

Elf Jahre nach ihrer Zerstörung im Bosnien-Krieg ist die neu aufgebaute historische Brücke von Mostar am Freitag wieder für die Öffentlichkeit freigegeben worden.

Rekonstruiert: Die 1566 vom türkischen Baumeister Hajrudin errichtete Steinbrücke über die Neretva war während des Bürgerkriegs im Jahre 1993 von kroatischen Truppen zerstört worden. (Foto: Foto: AP)

EU-Außenkommissar Chris Patten sprach von einem Symbol für die Zukunft, in der Bosnien-Herzegowina seiner festen Überzeugung nach Vollmitglied der Europäischen Union sein werde.

Neben Patten nahmen an der Zeremonie auch der britische Prinz Charles, der ehemalige Bosnien-Beauftragte der Bundesregierung, Hans Koschnick, und andere Vertreter von 52 internationalen Delegationen teil.

Die Zeremonie wurde begleitet von scharfen Sicherheitsvorkehrungen. Mehr als 2.300 Polizisten riegelten das Zentrum von Mostar ab, auch Hubschrauber und Taucher waren im Einsatz. Die meisten Einwohner konnten die Feierlichkeiten lediglich am Fernsehschirm verfolgen.

Die Feier wurde mit Musikaufführungen mehrerer Orchester und einer Parade durch die Innenstadt umrahmt und soll mit einem Feuerwerk am späten Abend ihren Höhepunkt erreichen.

Die 1566 während der Osmanen-Herrschaft erbaute steinerne Bogenbrücke über den Fluss Neretva war im Bosnienkrieg 1993 von kroatischen Milizen mit Granaten beschossen und zerstört worden. Der Wiederaufbau wurde mit internationalen Spenden finanziert.

Wichtiger Schritt zum friedlichen Zusammenleben

Der ehemalige Bosnienbeauftragte der Bundesregierung, Hans Koschnick (SPD), hat den Wiederaufbau der Brücke als Symbol der Hoffnung bezeichnet. Er sieht darin einen wichtigen Schritt zum friedlichen Zusammenleben von Christen und Moslems.

Es sei jedoch kein Ausdruck der Versöhnung zwischen Kroaten und Bosniaken oder Serben, so Kochnick zur tagesschau.de. Vielmehr sei es die Chance, dass sich die beiden Seiten wieder um ein Kulturdenkmal gruppieren könnten, das die Stadt geprägt hat.

Das Bauwerk werde dank seiner romantischen Schönheit Tausende von Touristen anlocken und dadurch zur Versöhnung der Kulturen beitragen, sagte der frühere EU-Verwalter in Mostar am Freitag dem DeutschlandRadio Berlin.

Durch den Tourismus würden die Bewohner auf beiden Seiten der Brücke Geld verdienen, was ökonomisch das Zusammenwachsen des moslemischen und des kroatischen Teils begünstigen werde. "Wenn man wirtschaftlich vorankommt, ist die Frage, ob man sich streiten oder verdienen will, relativ schnell beantwortet: Man wird verdienen wollen", sagte Koschnick.

Kritik an der Bosnienpolitik der EU

Koschnick übte anlässlich der feierlichen Eröffnung der neu aufgebauten Brücke Kritik an der Bosnienpolitik der EU. "Die EU hat den Fehler gemacht, bis heute weder vernünftige staatliche Strukturen errichtet noch die Wirtschaft gefördert zu haben", sagte er den Stuttgarter Nachrichten.

Die Menschen in Bosnien orientierten sich an Europa. Allein die Führer der örtlichen Parteien hätten das noch nicht verstanden und "spielen noch immer die nationalistische Karte", kritisierte Koschnick.

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