Der Publizist Henryk M. Broder kandidiert doch nicht für das Präsidentenamt an der Spitze des Zentralrats der Juden in Deutschland. Broder, der sich vergangene Woche öffentlich um das Amt beworben hatte, schreibt im Nachrichtenmagazin Der Spiegel: "Ich mache es nicht. Ich bin weder größenwahnsinnig noch vergnügungssüchtig."
In dem am Samstag vorab verbreiteten Artikel unter der Überschrift "Der ideale Kandidat - Wie ich beinahe Präsident des Zentralrats der Juden geworden wäre" erklärt der 63-Jährige, die Reaktionen auf seine geplante Kandidatur hätten gezeigt, dass Deutschland zwar Unruhestifter, Querdenker und Seiteneinsteiger liebe, "aber nur so lange, wie sie darauf achten, dass alles so bleibt, wie es ist".
Der Berliner Journalist und Buchautor, der einer polnisch-jüdischen Familie entstammt, wiederholt in dem Artikel seine Kritik an der Spitze des Zentralrats, die er bei der Bewerbung formuliert hatte. Der Zentralrat befinde sich in einem "erbärmlichen Zustand". Die amtierende Präsidentin des Zentralrats, Charlotte Knobloch, scheine "von dem Job überfordert" zu sein. Er wolle als Präsident für ein Ende des "kleinkarierten Größenwahns" sorgen und sich unter anderem dafür einsetzen, dass die Holocaustleugnung als Straftatbestand aufgehoben wird.
Der Grund für den Vorstoß reicht er nun nach: Er habe es für eine gute Idee gehalten, den Zentralrat "ein wenig aufzumischen". Dies funktioniere in Deutschland am besten mit einer Personaldebatte.
Einfache Kritik am Zentralrat von seiner Seite hätte vermutlich wenig Effekt gehabt, heißt es weiter. "Ein Außenseiter aber, der gleich die ganze Firma übernehmen möchte, bringt die Ordnung durcheinander und sorgt für Panik auf dem deutsch-jüdischen Markt der Eitelkeiten."