Brief an UN:Merkmale eines Völkermords

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Die Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai. (Foto: Paul Ellis/AFP)

Elf Nobelpreisträger fordern Rettung der Rohingya in Myanmar.

Elf Friedensnobelpreisträger haben ein Eingreifen der UN gegen die Verfolgung der muslimischen Minderheit in Myanmar gefordert. Gegen die Rohingya würden "ethnische Säuberungen" und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt, erklärten die Preisträger zusammen mit Aktivisten, Wissenschaftlern und Politikern in einem offenen Brief an den UN-Sicherheitsrat. Die Gewalt gegen die Rohingya weise Merkmale eines Völkermordes auf und erinnere an "Tragödien aus jüngerer Vergangenheit wie die in Ruanda, Darfur, Bosnien und Kosovo".

Der Sicherheitsrat müsse eine Dringlichkeitssitzung abhalten, hieß es in dem am Donnerstag (Ortszeit) in New York veröffentlichten Appell von mehr als 20 bekannten Persönlichkeiten. Und der UN-Generalsekretär solle in das südostasiatische Land reisen. Unter den unterzeichnenden Friedensnobelpreisträgern sind der südafrikanische Theologe Desmond Tutu, die iranische Menschenrechtsanwältin Shirin Ebadi, die pakistanische Mädchenrechtlerin Malala Yousafzai, die amerikanische Anti-Landminenaktivistin Jody Williams und der Wirtschaftswissenschaftler Muhammad Yunus aus Bangladesch.

Besonders frustriert äußerten sich die Autoren des offenen Briefes über Myanmars Regierung unter Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. Die erste zivile Regierung nach mehr als 50 Jahren Militärdiktatur habe bislang keinerlei Schritte unternommen, um den Rohingya "umfassende und gleiche Bürgerrechte" zu gewähren. Die Menschen würden seit Jahrzehnten drangsaliert und gehörten zu den am stärksten verfolgten Minderheiten der Welt. "Wenn wir es nicht schaffen, etwas dagegen zu unternehmen, werden die Menschen verhungern, wenn sie nicht von Kugeln getötet werden."

Suu Kyi steht seit Monaten vor allem international in der Kritik, das in Myanmar heikle Thema zu ignorieren. Die Behörden leugnen die Verfolgung der Rohingya, die staatenlos sind und nicht als Minderheit anerkannt werden. Weite Teile der buddhistischen Mehrheit im Land betrachten die Rohingya als illegale Einwanderer aus Bangladesch, obwohl diese zumeist schon seit Generationen in Myanmar leben.

Seit einer 2012 von nationalistischen Buddhisten geschürten Gewaltwelle gab es in dem Bundesstaat Rakhine im Westen des Landes, wo die Rohingyas beheimatet sind, immer wieder blutige Auseinandersetzungen. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die Armee systematisch Rohingyas verhaftet, gefoltert, vergewaltigt und getötet.

Die Lage eskalierte erneut, nachdem Anfang Oktober drei Grenzposten der Polizei attackiert worden waren. Die Behörden machten dafür militante Mitglieder einer Rohingya-Organisation verantwortlich. Die Armee entsandte Truppen nach Rakhine. Seitdem sind Zehntausende Rohingya vor der Gewalt ins Nachbarland Bangladesch geflohen.

© SZ vom 31.12.2016 / AFP, epd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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