Brennstab für Reaktoren produziert:Iran feiert eigene Atom-Macht

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Erstmals will der Iran erfolgreich einen atomaren Brennstab selbst gefertigt und getestet haben. "Diese tolle Errungenschaft wird den Westen überraschen", heißt es in den Medien des Landes. Am Morgen soll der Iran bereits eine neue Mittelstrecken-Rakete abgefeuert haben.

Der Iran hat nach eigenen Angaben den ersten aus eigenen Uranerz-Vorkommen hergestellten Atombrennstab getestet. Wissenschaftler hätten den Brennstab in den Kern eines Forschungsreaktors in Teheran eingeführt, um seine Tauglichkeit zu prüfen, teilte die iranische Atomenergiebehörde am Sonntag auf ihrer Internetseite mit.

Dem Iran sind einem Medienbericht zufolge weitere Fortschritte in seinem umstrittenen Atomprogramm gelungen. Erstmals sei ein eigener Kernbrennstab hergestellt worden, heißt es. Im Bild: Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad bei einer Rede in der Urananreicherungsanlage in Natans im Jahr 2007. (Foto: dpa)

"Diese tolle Errungenschaft wird den Westen überraschen, weil die westlichen Länder darauf gesetzt haben, dass der Iran keine atomaren Brennplatten herstellen kann", hieß es zudem in einem Bericht der Teheran Times.

In den Nuklear-Brennstäben ist Brennstoffgranulat enthalten, das in der Regel niedrig angereichertes Uran enthält und Wärme abgeben soll, ohne dabei zu schmelzen. Im Iran berichteten zahlreiche Medien über die Entwicklung, teilweise war auch von "mehreren Brennstäben" die Rede.

Im englischsprachigen Sender Press TV hieß es, die Brennstäbe würden derzeit auch im Forschungsreaktor auf einen längerfristigen Einsatz hin geprüft.

Grad der Anreicherung wichtig

Der Teheraner Reaktor dient offiziell medizinischen Zwecken. Die bisher dort eingesetzten Brennstäbe hatte das Land im Jahr 1993 aus Argentinien gekauft, die Vorräte sind inzwischen aber fast aufgebraucht. Die Anlage arbeitet mit Brennstäben, in denen das Uran auf 20 Prozent angereichert ist. Dies ist eine wesentlich höhere Konzentration, als sie im von Russland errichteten Atomkraftwerk Buschehr benötigt wird. Im Jahr 2009 hatte Teheran einen Vorschlag abgelehnt, 1200 Kilogramm schwach angereicherten Urans in Russland zu deponieren, um im Gegenzug Brennstäbe für den Forschungsreaktor in Teheran zu erhalten.

Die USA und andere Staaten werfen dem Iran vor, unter dem Vorwand der zivilen Kernkraftnutzung nach Atomwaffen zu streben. Die iranische Regierung weist dies zurück. Die Urananreicherung steht im Zentrum des Streits, weil dieses Material zivil, aber auch zum Bau von Atombomben genutzt werden kann. Dabei ist der Grad der Anreicherung ausschlaggebend.

Die USA haben unterdessen im Atomstreit mit der Islamischen Republik die Sanktionen verstärkt. Am Samstag unterzeichnete US-Präsident Barack Obama den Verteidigungshaushalt, der unter anderem weitere Sanktionen gegen den Iran wegen dessen umstrittenen Atomprogramms vorsieht. Demnach sollen ausländischen Kreditinstituten, die Beziehungen zur iranischen Zentralbank unterhalten, geschäftliche Aktivitäten in den USA untersagt werden. Die Regelung tritt jedoch erst in sechs Monaten in Kraft.

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad kündigte eine entschlossene Reaktion seines Landes an. Der Iran werde "dem Druck seiner Feinde" entgegentreten, hieß es in einer Mitteilung des Staatschefs an die Notenbank, die auf der Internetseite des Präsidenten veröffentlicht wurde. "Wir müssen das Volk und die Nation gegen Verschwörungen der Feinde verteidigen", erklärte Ahmadinedschad darin weiter."

Es wird damit gerechnet, dass die Europäische Union (EU) ebenfalls Sanktionen verhängen wird.

Gleichwohl nahm der Iran am Wochenende wieder Abstand von seiner Drohung, die strategisch bedeutende Meerenge Straße von Hormus für die Schifffahrt zu blockieren. Gespräche darüber gehörten der Vergangenheit an, erklärte General Massud Dschasajeri von den Revolutionsgarden auf der Website der einflussreichen paramilitärischen Einheit, sepahnews.com.

Der Iran verfüge aber über andere Möglichkeiten, auf westliche Aggressionen zu reagieren. So feuerte die iranische Marine am Wochenende während eines Manövers in internationalen Gewässern nahe der Straße von Hormus angeblich eine Mittelstreckenrakete zu Testzwecken ab.

"Die Boden-Luft-Rakete für die Mittelstrecke - ausgestattet mit der neuesten Anti-Radar-Technologie, ist erfolgreich getestet worden", zitierte die Nachrichtenagentur Irna den stellvertretenden Marine-Befehlshaber Admiral Mahmud Musawi.

Einen für Samstag angekündigten Langstreckenraketen-Test verschob die Islamische Republik. Die entsprechende Übung werde in den kommenden Tagen stattfinden, hieß es. Langstreckenraketen könnten Israel und die US-Militärstationen im Nahen Osten erreichen.

Neue Gesprächsrunde

Der iranische Vizepräsident Mohammed Resa Rahimi hatte zuvor gedroht, die Seepassage angesichts einer möglichen weiteren Sanktionsrunde des Westens zu sperren. Die Straße von Hormus liegt zwischen dem Iran und Oman und ist eine bedeutende Schifffahrtsstraße zu den Ölhäfen Irans und der Golfstaaten.

Angesichts des steigenden Drucks schlug Teheran nun eine neue Runde von internationalen Gesprächen über sein Atomprogramm vor. Er habe die sechs Teilnehmer offiziell zur Wiederaufnahme der Gespräche aufgerufen, sagte Chefunterhändler Said Dschalili laut einem IRNA-Bericht vor iranischen Diplomaten in Teheran.

Wann der Vorschlag unterbreitet wurde, war zunächst unklar. Der iranische Botschafter in Deutschland, Ali Resa Scheich Attar, hatte zuvor erklärt, Dschalil sende einen Brief an die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton, um eine neue Gesprächsrunde zu arrangieren.

Die letzte Runde der Verhandlungen über das umstrittene iranische Atomprogramm waren im Januar 2011 in Istanbul ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Neben den fünf ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats nahm auch Deutschland daran teil.

© sueddeutsche.de/Reuters/dapd/AFP/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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