Brasiliens Energiehunger:Lulas Atompläne

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Der Biokraftstoff alleine reicht nicht: Um seinen Energiehunger zu stillen, braucht Brasilien neue Quellen. Präsident Lula will deshalb nun den Ausbau der Atomkraft forcieren.

Brasilien hat im Rahmen der Wiederaufnahme seines Nuklearprogramms Milliardeninvestitionen angekündigt. So sollen ein drittes Atomkraftwerk und ein Atom-U-Boot gebaut werden.

Man werde für das U-Boot-Projekt in den nächsten acht Jahren insgesamt 1,04 Milliarden Real (knapp 400 Millionen Euro) ausgeben, erklärte Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva am Dienstagabend beim Besuch eines Forschungszentrums der Marine in Iperó im Bundesland São Paulo.

Neben dem Atom-U-Boot soll auch der seit zwanzig Jahren auf Eis gelegten Bau eines dritten Atomkraftwerks vorangetrieben werden. "Wenn das, was fehlte, Geld war, wird es nicht mehr fehlen", sagte der Staatschef. Zugleich zeigte sich Lula offen für den Bau weiterer Atomkraftwerke, weil Atomkraft eine "saubere Energie" sei.

Brasilien besitzt hohe Uranreserven, die es teilweise ins Ausland verkauft. Laut der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA in Wien verfügt Brasilien ebenso wie Nachbar Argentinien über die technische Ausstattung zum Bau von Nuklearwaffen. Beide Länder haben allerdings den Atomwaffensperrvertrag und das Atomteststopp-Abkommen unterzeichnet.

Umstrittenes Kraftwerk soll fertiggestellt werden

Seit Mai 2006 reichert Brasilien Uran im eigenen Land an. Sollte es den Rohstoff komplett selbst verarbeiten können, würde dies einen weiteren Schritt zu einer unabhängigen Energieversorgung bedeuten.

Präsident Lula betonte mehrfach, er betrachte die Nutzung der Atomkraft als eine Möglichkeit, den wachsenden Energie-Bedarf des Landes zu decken. Erst im Juni hatte die Regierung in Brasilia entschieden, dass das umstrittene Atomkraftwerk Angra III nach 21 Jahren Stillstand mit deutscher Hilfe fertig gestellt werden soll.

Das brasilianische Atomprogramm stammt aus der Zeit der Militärdiktatur von 1964 bis 1985. Die Generäle ließen unter anderem einen Geheimplan für die unterirdische Testzündung eines Atomsprengsatzes im Regenwald des Amazonas entwickeln. Diese Pläne wurden 1990 offiziell für hinfällig erklärt. Lula und Angehörige seiner Regierung betonten stets, man wolle die Atomkraft nur für friedliche Zwecke nutzen.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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