Brasilien:Mindestens 21 Tote bei Raketenexplosion

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Ein schwerer Rückschlag für das brasilianische Raumfahrtprogramm: Drei Tage vor dem geplanten Start explodierte die Satelliten-Träger-Rakete auf der Luftwaffenbasis Alcantara. Brasilianische Medien berichteten, die Zahl der Toten könne noch ansteigen.

Die Explosion forderte die ersten Todesopfer des brasilianischen Raumfahrtprogramms. Wie die Luftwaffe in Sao Luis im Bundesland Maranhao mitteilte, wurde die am Vorabend wegen "Überhitzung" der Unfallstelle unterbrochene Bergung der Leichen am Samstag wieder aufgenommen.

Medien berichteten derweil, die Zahl der Toten könne höher sein. Die Lage an der Unfallstelle sei unklar. Bislang seien nur zwei Leichen geborgen worden. Es gebe auch Verletzte, hieß es.

Verteidigungsminister José Viegas erklärte, ein "ungewollter Zündungsprozess unbekannter Ursache" an einem der vier Motoren der VLS-1 habe den Unfall verursacht. Das sei bei der Vorbereitung des für Montag geplanten Abschusses am Freitag gegen 13.30 Uhr Ortszeit passiert. Die meisten Opfer waren den Angaben zufolge Zivilisten, die zum Zeitpunkt der Explosion in der Nähe der Abschussrampe gearbeitet hätten.

"Die genauen Umstände des Unfalls werden so schnell wie möglich geklärt werden", versprach Viegas. Er und Technologieminister Roberto Amaral wollten die Ermittlungen vor Ort verfolgen. Die Explosion wurde erst nach mehreren Stunden bekannt gegeben.

Luftwaffe verweigerte Zugang zur Basis

Der Nachrichtenfluss blieb auch danach unter anderem deshalb gering, weil die Luftwaffe offiziell kaum Informationen gab und den Zugang zur Basis verweigerte. Angehörige von Technikern und Soldaten, die auf der Basis arbeiten, versammelten sich vor den Toren und forderten verzweifelt Informationen. Bilder der Tragödie konnten nur einige Augenzeugen vermitteln.

"Ich saß auf dem Balkon meines Hauses, das Dutzende Kilometer von der Basis entfernt liegt, als ich plötzlich die Explosion hörte und einen riesigen Rauchpilz sah. Es gab auch viel Feuer", erzählte der frühere Staatspräsident José Sarney.

Die 19 Meter lange und 50 Tonnen schwere Rakete sollte am Montag mit zwei in Brasilien gebauten Satelliten ins All starten. Der Unfall war ein neuer Rückschlag für das brasilianische Raumfahrtprogramm. 1997 stürzte eine Trägerrakete kurz nach dem Start in den Atlantik, 1999 fiel eine weitere Rakete unmittelbar nach dem Abschuss aus und musste zerstört werden.

6,5 Millionen Dollar pro Rakete

Der Bau jeder Satelliten-Träger-Rakete kostete Brasilien nach offiziellen Angaben 6,5 Millionen US-Dollar. Zum Zeitpunkt der Explosion verhandelte das südamerikanische Land mit einer Delegation aus der Ukraine über eine Zusammenarbeit im Raumfahrtbereich.

Der Leiter der Raumfahrtagentur AEB, Luiz Bevillacqua, spielte die Tragödie herunter. "Wenn man Angst vor Fehlern hat, macht man keinen einzigen Schritt. Wir werden aus dem Unfall lernen", sagte er. Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva ließ in Brasilia mitteilen, dass er den Unfall tief bedauere. Das brasilianische Raumfahrtprogramm werde aber fortgesetzt werden, versicherte er.

(sueddeutsche.de/AP/dpa)

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