Botschaft von Al-Qaida-Chef:Bin Laden freut sich über Finanzkrise

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Weltweit sorgt die Finanzkrise für Schrecken, doch einer ist begeistert: Osama bin Laden stellt in einer Botschaft zufrieden die Schwächung der USA fest.

Der islamische Terroristenführer Osama bin Laden drückt in einer neuen Audiobotschaft seine Freude über die globale Finanzkrise aus. Diese habe die USA, die neben Israel der Hauptfeind der Muslime seien, jetzt schon stark geschwächt, erklärte er.

Wird seit Jahren gesucht: Osama bin Laden (Foto: Foto: AFP)

Bin Laden zitiert, um dieses Argument zu untermauern, unter anderem Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD), der in einer Regierungserklärung Ende September gesagt hatte, die Bankenkrise sei ein Erdbeben, in dessen Folge die USA ihren Status als "Supermacht des Weltfinanzsystems" verlieren würden.

In einer ersten Stellungnahme ließ die US-Regierung durch einen Sprecher erklären, die Tonaufnahme zeige die "Isolierung" des Al-Qaida-Chefs. Sie sei ein Versuch, in einer Zeit Aufmerksamkeit zu erlangen, in der die Ideologie und die Taten seines Terrornetzwerks weltweit "hinterfragt" und "angegriffen" würden.

Bin Laden ruft zudem Muslime zum Heiligen Krieg auf, um die israelische Offensive im Gaza-Streifen zu stoppen. In der 22-minütigen Botschaft verurteilt er die Regierungen arabischer Staaten, die ihre Bürger daran hinderten, für die "Befreiung Palästinas" zu kämpfen. Alle Gipfeltreffen und Außenministerkonferenzen der arabischen Staaten zur Lage seien sinnlos: "Der einzige Weg zur Befreiung der Al-Aksa-Moschee und Palästinas ist der Heilige Krieg."

"Wir verknüpfen unser Schicksal mit dem euren"

Das Tonband wurde auf einer Website militanter Islamisten veröffentlicht, die regelmäßig Botschaften von Bin Ladens Terrornetzwerk al-Qaida sendet. Die Echtheit der Botschaft konnte zunächst nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden. Die Stimme ähnelt aber derjenigen in früheren Botschaften Bin Ladens.

Zuletzt hatte Bin Laden Mitte Mai 2008 pünktlich zum 60. Geburtstag des Staates Israel mit einer Tonbotschaft zu Wort gemeldet und seine Anhänger zur Befreiung Palästinas aufgerufen.

Nun rief er dazu auf, sich dem Kampf entweder direkt anzuschließen oder diesen zumindest finanziell zu unterstützen. An die Adresse der Palästinenser im Gaza-Streifen sagt Bin Laden: "Wir fühlen mit Euch, denn die gleichen Flugzeuge, mit denen ihr angegriffen werden, werden auch gegen uns eingesetzt. Wir verknüpfen unser Schicksal mit dem euren."

In der Botschaft, die ihrem Inhalt nach maximal vier Tage alt sein kann, heißt es auch, al-Qaida wolle in ihrem Kampf gegen die "Ungläubigen" weitere Fronten eröffnen. Die Muslime sollten auch den Kampf der "Gotteskrieger" in Somalia, in den Maghreb-Staaten und in der pakistanischen Provinz Waziristan unterstützen.

Bush weiter von Ergreifung bin Ladens überzeugt

Bin Laden sagt weiter, Israel habe sein "schreckliches Massaker" im Gaza-Streifen bewusst noch begonnen, bevor die Amtszeit von US-Präsident George W. Bush endet.

Dieser wiederum hat erst kurz vor Bekanntwerden der Nachricht erneut bekräftigt, er rechne noch immer fest mit einer Ergreifung des weltweit meistgesuchten Terroristen. "Ja, natürlich, absolut", antwortete Bush am Dienstagabend auf die Frage des CNN-Moderators Larry King, ob er noch an eine Festnahme des Al-Qaida-Chefs glaube.

"Wir haben eine Menge Leute, die nach ihm suchen", betonte Bush in dem TV-Interview. "Man kann nicht sein Leben lang entkommen." Auf die Frage, ob die USA schon einmal nahe vor der Festnahme des mutmaßlichen Drahtziehers der Terroranschläge vom 11. September standen, sagte Bush: "Das kann ich nicht beantworten. Ich weiß es wirklich nicht. Ich versuche nicht, irgendetwas zu verschleiern."

© AP/Reuters/dpa/AFP/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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