Bonner Konferenz für Erneuerbare Energie:Bonn im Schein der Leuchttürme

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Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Erdwärme - Tag für Tag liegen neue Aktionspläne auf dem Tisch.

Von Wolfgang Roth

Bonn - Das Fundament der Bonner Konferenz für erneuerbare Energie ist breiter und solider geworden. Einen Tag vor dem Ende des Treffens an diesem Freitag hatten die Delegationen aus aller Welt schon annähernd 150Aktionspläne vorgelegt, davon die meisten mit konkreten Projekten und Zeitplänen zur Verwirklichung.

Zwar ist die Deklaration noch umstritten; gefeilt wird auch noch an einem umfangreichen Papier, das Empfehlungen zur politischen Förderung der erneuerbaren Energiequellen enthalten soll. Im Gegensatz zu früheren Umwelt-Konferenzen liegt aber jetzt schon ein dichtes Netz überprüfbarer Verpflichtungen vor.

Besonderes Augenmerk liegt in Bonn auf dem bevölkerungsreichen und dynamisch wachsenden China, das den Anteil der erneuerbaren Energie an der Stromerzeugung bis zum Jahr 2010 auf zehn Prozent und bis 2020 auf zwölf Prozent steigern will.

Darüber hinausgehend soll aber der Anteil am Verbrauch von Primärenergie allgemein im Jahr 2020 sogar auf 17 Prozent anwachsen. Das bedeutet, dass China erhebliche Anstrengungen unternehmen muss, um das Mineralöl auf dem boomenden Automarkt durch umweltfreundlichere Treibstoffe zu ersetzen.

Weniger glücklich sind Naturschützer mit der Ankündigung des chinesischen Vertreters, in den nächsten zwei Jahren noch einmal die Wasserkraft mit einer Leistung von 3300 Megawatt auszubauen; die ökologischen und sozialen Folgen des Drei-Schluchten-Staudamms sind ein warnendes Beispiel.

Neben der verstärkten Nutzung von Biomasse ohne Raubbau von Wäldern und neben dezentralen Solaranlagen in den Regionen ist Wasserkraft für etliche Länder der Dritten Welt das Instrument, um relativ schnell Kapazitäten in der Stromversorgung aufzubauen.

Uganda will bis 2010 ein Stauwerk errichten, ebenso die Philippinen und Ägypten. Die Regierung in Kairo plant aber darüber hinausgehend Windanlagen und solarthermische Kraftwerke mit einer Leistung von mehr als 3000 Megawatt, um so bis zum Jahr 2020 auf einen Anteil von 14 Prozent regenerativer Energie zu kommen.

Die Niederlande beabsichtigen, in den ländlichen Gebieten Asiens verstärkt Biogas-Anlagen zu errichten, was bisher schon in Vietnam, Laos und Nepal ein Erfolgsmodell war. Große Bedeutung hat der Beschluss der Weltbank, die Mittel für erneuerbare Energie erheblich aufzustocken.

Der Geschäftsführende Direktor Peter Woicke bestätigte am Donnerstag im Plenum, dass in den nächsten Jahren zusätzlich jeweils 200 Millionen Dollar ausgeschüttet würden.

Programm zur Eindämmung der Treibhausgase

Großbritannien profiliert sich mit seinem weit reichenden Programm zur Eindämmung der Treibhausgase. Kein anderes EU-Land geht so weit, sich jetzt zu einem Minderungsziel für das Jahr 2050 zu verpflichten; dann soll der Ausstoß von Kohlendioxid um 60 Prozent reduziert sein, davon über die Hälfte durch Steigerung der Energie-Effizienz.

In einem ersten Schritt plant das Vereinigte Königreich, den Anteil der "Erneuerbaren" an der Stromerzeugung bis 2016 auf mehr als 15 Prozent anzuheben.

Deutschland hat sich bereits vorher auf einen Anteil von 20 Prozent im Jahr 2020 festgelegt. Das internationale Aktionsprogramm der rot-grünen Regierung umfasst etliche Projekte, von Entwicklungshilfe-Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul als "Leuchttürme" bezeichnet.

Ein Schwerpunkt liegt auf dem von Vulkanismus geprägten Gebieten am ostafrikanischen Graben, wo anknüpfend an das Geothermik-Kraftwerk im kenianischen Olkaria die Erdwärme erschlossen werden kann. Weitere Standorte sollen erkundet, die Risiken von Fehlbohrungen bei der Erschließung mit Hilfe eines Garantie-Fonds finanziell abgesichert werden.

In den Ländern der Sub-Sahara dürfen kleine und mittlere Energie-Unternehmen auf deutsche Unterstützung hoffen, darunter die Betreiber kleiner Wasserkraftwerke. Auf diese Weise kann die Abhängigkeit von den auf Mineralöl angewiesenen konventionellen Kraftwerken verringert werden.

In Südafrika sind in einer ersten Projektphase schon 27.000 ländliche Haushalte mit Strom aus Photovoltaikanlagen versorgt worden; das Programm wird nun weiter aufgestockt. Fortgeführt wird die deutsch-ägyptische Zusammenarbeit zur Errichtung von Windparks; die meteorologischen Bedingungen sind am Golf von Suez sehr vorteilhaft, der Wind weht gleichmäßig und etwa doppelt so stark wie an der deutschen Nordseeküste. Am Ende sollen 180 Windräder stehen, die eine Gesamtleistung von 160 Megawatt haben und damit 360000 Tonnen Kohlendioxid ersparen.

© SZ vom 4.6.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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