Bombenexplosion:Anschlag auf türkisch-zyprischen Ministerpräsidenten

Wenige Stunden vor der Aufnahme von Verhandlungen über eine Wiedervereinigung Zyperns ist der türkisch-zyprische Ministerpräsident Mehmet Ali Talat einer Bombenexplosion vor seinem Privathaus unverletzt entgangen.

Verletzt wurde bei der Explosion des Spregsatzes in Girne (Kyrenia) niemand, es entstand aber größerer Sachschaden. Auch die Scheiben umliegender Häuser gingen zu Bruch, wie die türkische Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf die Polizei berichtete.

Talat erklärte unmittelbar nach dem Anschlag, die Verhandlungen würden wie geplant stattfinden. "Es gibt keine Umkehr auf diesem Weg", sagte der türkisch-zyprische Ministerpräsident. Der erst im Dezember gewählte Politiker bezeichnete den Anschlag als einen "zwecklosen Einschüchterungsversuch".

Er habe die heftige Explosion gehört und sei aufgestanden um nachzusehen. Erst habe er nicht geglaubt, dass die Bombe "bei uns" explodiert sei. Talat ist ein prominenter Befürworter der Wiedervereinigung und des gemeinsamen EU-Beitritts beider Teile Zyperns.

Verhandlungen unter UN-Vermittlung

Er wollte um 9 Uhr mit dem griechisch-zyprischen Präsidenten Tassos Papdopoulos an einem stillgelegten Flughafen an der Grenze zusammentreffen, um über die Wiedervereinigung der seit 30 Jahren geteilten Mittelmeerinsel zu beraten. Auch der türkisch-zyprische Volksgruppenführer Rauf Denktasch wurde zu der Zusammenkunft erwartet.

Die griechischen und türkischen Zyprer einigten sich erst auf erheblichen Druck der Vereinten Nationen am vergangenen Freitag auf die neuen Gespräche. Bis zum 22. März soll eine umfassende Lösung gefunden werden, damit beide Inselhälften am 1. Mai gemeinsam der Europäischen Union beitreten können. Über die erhoffte Einigung soll die Bevölkerung beider Inselhälften abstimmen. Das hatte UN-Generalsekretär Kofi Annan vorgeschlagen, der auch den Plan entwickelt hat, der jetzt die Grundlage für die Verhandlungen bildet.

Zypern ist seit 1974 geteilt. Der türkische Norden wird jedoch nur von der Regierung in Ankara als eigenständiger Staat anerkannt.

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