Blutige Nacht:Etliche Tote nach israelischen Angriffen

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Die israelische Luftwaffe hat wieder zahlreiche Ziele in ganzen Libanon angegriffen. Dabei wurden mindestens 17 Menschen getötet und 53 verwundet. In Haifa schlugen wieder Raketen der Hisbollah ein.

Allein neun libanesische Soldaten starben nach Polizeiangaben bei einem Angriff auf einen Stützpunkt des Militärgeheimdienstes in der Küstenstadt Abde im Norden des Landes.

Bei israelischen Angriffen im Süd-Libanon kamen am Sonntag nach neuen Angaben des kanadischen Außenministeriums sieben kanadische Staatsbürger ums Leben. Laut der libanesischen Polizei gehörten fünf der Todesopfer zur selben Familie an, deren Haus in der Ortschaft Aitarun von einer israelischen Bombe getroffen wurde. Laut Radio Canada waren unter den Opfern vier Kinder im Alter von ein bis acht Jahren.

Wie in den Vortagen griff die israelische Armee erneut den internationalen Flughafen von Beirut an. Flugzeuge zerstörten die letzten verbliebenen Treibstoff-Tanks. Die Kerosin-Vorräte gingen in Flammen auf.

In Baalbek, einer Hochburg der radikalislamischen Hisbollah-Miliz nahe der Grenze zu Syrien, griffen israelische Kampfflugzeuge in einer Viertelstunde neun Mal an. Drei Zivilisten wurden getötet. Fünf Zivilisten starben bei weiteren Angriffen in anderen Landesteilen. Mindestens 44 Menschen wurden verletzt.

Ein indischer UN-Soldat wurde an der israelisch-libanesischen Grenze von israelischen Kugeln getroffen und verletzt, wie ein Sprecher der UN-Mission im Libanon (UNIFIL) sagte.

Die Hisbollah beschoss Nordisrael erneut mit Katjuscha-Raketen. Mehrere Geschosse seien in den Städten Nazareth-Illit und Giwat Hella eingeschlagen, ohne dass es Opfer gegeben habe, teilte das israelische Militär am Sonntagabend mit.

Libanons Präsident Emile Lahoud warf Israel den Einsatz international geächteter Phosphor-Brandbomben vor. Die Nutzung solcher Waffen sei "eine klare Verletzung internationaler Konventionen, die den Einsatz derartiger Bomben verbieten", erklärte Lahoud am Sonntagabend. Der Präsident rief die Vereinten Nationen auf, Israel zu verurteilen und zu einem sofortigen Stopp der Angriffe zu bewegen.

Israel unter Beschuss

In Israel heulten am Montag wieder in Haifa die Sirenen. In der Stadt selbst landete kein Geschoss, dafür wurde die zehn Kilometer weiter südlich gelegene Stadt Atlit getroffen. So weit südlich war noch nie zuvor eine Rakete eingeschlagen.

Auch näher an der Grenze gelegene Orten wurden wieder von Raketen getroffen, verletzt wurde aber niemand. Am Sonntagabend trafen Raketen der Hisbollah auch die 40 Kilometer von der Grenze entfernte Ortschaft Afula.

Eine Vermittlungsdelegation der Vereinten Nationen in Beirut forderte die Hisbollah-Miliz und Israel zu einem sofortigen Ende der Gewalttätigkeiten auf. Die Konfliktparteien müssten Zivilisten schützen, sagte der Sonderberater von UN-Generalsekretär Kofi Annan, Vijay Nambiar, am Sonntagabend in Beirut.

Unterdessen liefen die Rettungsaktionen für die im Libanon lebenden Ausländer an: Die US-Armee flog die ersten US-Bürger nach Zypern aus. Britische Kriegsschiffe erreichten die Region. Organisiert wird die Evakuierung von einem Spezialteam des Zentralkommandos der US-Armee, das kurz zuvor in der US-Botschaft in Beirut eingetroffen war. Bislang würden nur Freiwillige das Land verlassen, betonte ein Sprecher im Hauptquartier des Zentralkommandos im US-Bundesstaat Florida.

Von den 25.000 US-Bürgern im Libanon hätten sich 8000 auf die Liste der Ausreiswilligen eingetragen.

Großbritannien könnte am Montagnachmittag mit der Evakuierung der britischen Staatsbürger im Libanon beginnen. Die Entscheidung liege bei der Armee, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in London.

Mehrere britische Kriegsschiffe seien in der Region eingetroffen. Zudem seien eine schnelle Eingreiftruppe des Außenministeriums und eine Truppe des Militärgeheimdienstes in Beirut vor Ort, um die Evakuierung vorzubereiten.

Nach Angaben des Foreign Office leben etwa 10.000 Briten im Libanon, hinzu kommmen weitere 10.000 Menschen mit britischer und libanesischer Staatsbürgerschaft.

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