Blutige Aufstände:UN: Keine Friedenstruppen für Haiti

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Angesichts zunehmender Gewalt hat der UN-Sicherheitsrat zwar vor einer humanitären Krise gewarnt. Die Forderung von Präsident Aristide nach militärischer Unterstützung wurde jedoch zurückgewiesen.

Demnach stößt Aristide mit seiner Forderung nach internationaler Unterstützung zur Niederschlagung des bewaffneten Aufstandes bei der internationalen Gemeinschaft auf taube Ohren.

Nach Angaben von UN-Diplomaten denkt auch der UN-Sicherheitsrat derzeit nicht an eine Entsendung von Friedenstruppen nach Haiti.

Derzeit gebe es "keinen Plan", die Krise in dem Karibikstaat mit internationaler Polizei oder Militär zu lösen, sagte auch US-Außenminister Colin Powell. Sobald eine politische Einigung erreicht sei, werde die internationale Gemeinschaft mit zusätzlichen Polizeitruppen "tun, was sie kann".

Humanitäre Katastrophe befürchtet

Die französische Hilfsorganisation "Aktion gegen den Hunger" befürchtet eine humanitäre Katastrophe. Wenn die internationale Gemeinschaft nicht einschreite, werde die anhaltende Gewalt zu Wasser- und Lebensmittelengpässen in dem ärmsten Land der westlichen Hemisphäre führen. Auch mehrere lateinamerikanische Staaten äußerten sich besorgt.

Die regierungstreuen haitianischen Polizeitruppen verloren unterdessen die Kontrolle über weite Teile des Landes. Angesichts der immer weiter vorrückenden Aufständischen gaben die entlang der Grenze zur Dominikanischen Republik stationierten Polizeikräfte ihre Posten kampflos auf und suchten das Weite.

Eroberung der Hauptstadt angedroht

Zum Befehlshaber der in Nationale Revolutionäre Front zur Befreiung Haitis benannten Rebellenbewegung wurde der kürzlich aus dem Exil in der Dominikanischen Republik zurückgekehrte frühere Polizeichef Philippe ernannt. Für den Fall, dass Präsident Aristide nicht zurücktritt, drohte Philippe mit der Eroberung der viertgrößten Stadt Cap-Haitien und der Hauptstadt Port-au-Prince.

Die internationale Gemeinschaft müsse Aristide zum Rücktritt bewegen, "andernfalls werden wir den Präsidentenpalast stürmen". Radiosender berichteten aus der Rebellenhochburg Gonaives von mehreren hundert schwer bewaffneten Aufständischen in Kampfuniform.

Rücktritt abgelehnt

Aristide, dem seine Gegner Korruption und Machtmissbrauch vorwerfen, lehnt einen Rücktritt bislang kategorisch ab und will seine Amtszeit bis 2006 fortsetzen.

1994 hatte der damalige US-Präsident Bill Clinton mit einer 20.000 Mann starken Truppe den bei einem Putsch entmachteten Aristide wieder ins Amt verholfen. Daraufhin schaffte Aristide die Armee ab.

Seit dem Scheitern der Parlamentswahl Ende vergangenen Jahres herrscht der ehemalige Armenpriester per Dekret über den verarmten Karibikstaat. Bei den gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern Aristides wurden allein in den vergangenen zwei Wochen mehr als 55 Menschen getötet.

In einem Interview mit dem kanadischen Fernsehen erteilte Aristide Forderungen nach Ernennung eines von der Opposition unterstützten Regierungschefs eine Absage. Dies ist eine der drei zentralen Vorschläge der Gemeinschaft der Karibikstaaten (Caricom) zur Beilegung der Krise in Haiti.

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