Birma:Aung San Suu Kyi verteidigt sich vor Gericht

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Aung San Suu Kyi macht die Behörden für den ungebetenen Besuch eines Amerikaners verantwortlich. US-Präsident Obama verlangt die Freilassung der Nobelpreisträgerin.

Erstmals seit Beginn ihres neuen Prozesses vor gut einer Woche hat die birmanische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi selbst vor Gericht ausgesagt. Selbstbewusst und deutlich wies sie in Anwesenheit von etwa 40 Diplomaten aus aller Welt die Anklage zurück, sie habe mit der Beherbergung eines Amerikaners die Auflagen ihres Hausarrests verletzt.

Exilbirmesen in Tokyo demonstrieren für die Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi. Seit sechs Jahren wird die Friedensnobelpreisträgerin festgehalten. (Foto: Foto: dpa)

Vielmehr machte sie die Behörden für den ungebetenen Besuch verantwortlich. Der Mann habe nur wegen einer Sicherheitslücke in ihr Haus eindringen können, erklärte die 63-Jährige. Der US-Bürger John Yettaw habe bereits im November 2008 versucht, zu ihr zu gelangen, und sie habe damals die Behörden über ihren Arzt davon in Kenntnis gesetzt. Diese hätten jedoch nichts unternommen, heißt es in einer Erklärung Suu Kyis, die ihre Partei vor Gericht vorlegte.

Den zweiten Besuch Yettaws habe sie ebenfalls über ihren Arzt mitteilen lassen wollen, dieser habe sie aber nicht besuchen dürfen. Im Übrigen habe die Militärjunta nicht angeordnet, dass sie einen Besuch in ihrem Haus sofort zu melden habe. Dass sie allein sich wegen des Zwischenfalls vor Gericht verantworten müsse, beweise die Voreingenommenheit der Anklage, erklärte die Oppositionsführerin.

Ihre Hausangestellte habe sie am 4. Mai morgens auf den ungebetenen Gast aufmerksam gemacht, sagte Suu Kyi. Sie habe ihn aufgefordert zu gehen. Weil der Besucher Schwäche zeigte, habe sie ihm "vorübergehend" Unterschlupf gewährt. "Ich habe mich zu ihm gesetzt und mit ihm geredet", sagte sie. Er habe ihr Haus am 5. Mai um kurz vor Mitternacht wieder verlassen.

"Danke für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung", sagte Suu Kyi an die Journalisten und Diplomaten gerichtet, bevor sie von der Polizei aus dem Gerichtsgebäude geführt wurde. "Es ist immer gut, Menschen aus der Außenwelt zu sehen."

Ihre Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) erinnerte an diesem Mittwoch an den seit sechs Jahren andauernden Hausarrest der 63-Jährigen und den 19. Jahrestag ihres Siegs bei der Parlamentswahl, den die Junta aber niemals anerkannt hat. Vertreter westlicher und asiatischer Staaten forderten die Regierung bei einem Treffen auf, Suu Kyi freizulassen und die Restriktionen für politische Parteien zu beenden.

US-Präsident Barack Obama verurteilte Suu Kyis Hausarrest und ihre Inhaftierung. Ihre Isolation und der "Show-Prozess", der auf einer fadenscheinigen Anklage beruhe, stellten den Willen der birmanischen Regierung ernsthaft in Frage, ein verantwortungsvolles Mitglied der internationalen Staatengemeinschaft zu sein, hieß es in einer Erklärung Obamas.

Der stellvertretende tschechische Ministerpräsident Jan Kohout, dessen Land derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, sagte, Suu Kyi sei "ein unverzichtbarer Partner" für einen Dialog, der zu einer nationalen Versöhnung in Birma führen solle. Thailand äußerte "schwere Bedenken" wegen des Gerichtsverfahrens gegen die Oppositionsführerin.

Suu Kyi hatte sich bereits am Freitag für nicht schuldig erklärt. Bei einer Verurteilung drohen ihr fünf Jahre Gefängnis. Ihre Anhänger sehen in dem Prozess einen Versuch des Militärregimes, ihren Hausarrest bis über die Wahlen im kommenden Jahr hinaus zu verlängern. Suu Kyi hat 13 der vergangenen 19 Jahre unter Hausarrest verbracht, er wäre eigentlich am 27. Mai nach sechs Jahren zu Ende gegangen.

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