Beslan:Überlebender Geiselnehmer vor Gericht

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Nur Paschi Kulajew, der einzige Überlebende der Geiselnehmer von Beslan, hat gestanden an der blutigen Geiselnahme in der Schule von Beslan beteiligt gewesen zu sein. Er beteuert jedoch, er habe niemanden getötet.

Bei der dreitägigen Besetzung der Schule durch Geiselnehmer und der Erstürmung des Gebäudes durch Sicherheitskräfte waren Anfang September 330 Geiseln ums Leben gekommen, 31 der 32 Täter wurden von den Einsatzkräften getötet.

Kulajew werden in der Anklageschrift Mord und Mitgliedschaft in einer Terrorgruppe vorgeworfen, ihm droht eine lebenslange Haftstrafe. Der Prozess vor dem Obersten Gerichtshof von Nordossetien findet unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt: Die Straßen rund um das schwer bewachte Gerichtsgebäude in Wladikawkas wurden am Dienstag weiträumig abgesperrt.

Der Angeklagte wurde in einem Polizeikonvoi direkt in einen geschlossenen Innenhof gefahren, vorbei an einer Menschenmenge vor dem Gebäude.

Unter den Wartenden waren zahlreiche Angehörige von Opfern des Geiseldramas, viele hielten Bilder der Getöteten in den Händen.

"Sehen, ob er ein Mensch ist"

Eine alte Dame versuchte einen Gerichtsdiener zu bewegen, sie hereinzulassen: "Ich will sein Gesicht sehen und hineinschauen, um zu sehen, ob er ein Mensch ist", sagte sie über den Angeklagten.

Andere Hinterbliebene erklärten, das Verfahren gegen Kulajew sei in erster Linie ein Versuch der Behörden, von ihren eigenen Fehlern abzulenken.

Nach dem Geiseldrama berichteten russische Medien, dass die Täter bereits Tage vor dem Überfall auf die Schule Sprengstoff in das Gebäude geschmuggelt hätten.

Auch das Vorgehen der Sicherheitskräfte bei der Erstürmung der Schule wurde kritisiert.

Die Leiterin des Komitees der Mütter von Beslan, Susanna Dudijewa, bezeichnete das Verfahren gegen Kulajew als "Spektakel".

Der Rechtsexperte Samtsajew Elbrus, der sich mit der Menschenrechtslage in der Region befasst, sieht in dem Verfahren auch den Versuch, ethnische Spannungen in Südrussland zu vermindern.

Indem Kulajew Verbindungen zum internationalen Terrorismus vorgeworfen würden, solle der Zorn vieler Osseten auf die Einwohner der Nachbarrepublik Inguschetien besänftigt werden.Unter den Geiselnehmern waren viele Inguschen.

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