Berlusconi:Der Clown als Meister

Der 81-Jährige ist ein Meister des Spiels, das vom politischen Tod und von der politischen Auferstehung handelt.

Von Oliver Meiler

Gerade als die Italiener dachten, Silvio Berlusconi habe kapituliert, diesmal endgültig, ist er wieder da. Und lacht. Es ist ein bisschen wie bei diesen Videogames, bei denen die Spieler mehrere Leben haben: Seit einem Vierteljahrhundert dauert das Game mit Berlusconi nun schon. Tod und Auferstehung, in einer Dauerschleife. Ein Mailänder Gericht hat jetzt überraschend seinen Ämterbann aufgehoben, und sogleich scheinen sich die politischen Gleichgewichte zu verschieben.

"Faktor B." verändert mal wieder die Dynamik, obschon er ja längst nicht mehr so stark ist wie früher. Sollten die Populisten von der rechtsnationalen Lega und von der Protestbewegung Cinque Stelle tatsächlich eine Regierung bilden, dann wäre Berlusconi zunächst ihr widerwilliger Geburtshelfer gewesen und könnte dann sehr schnell ihr Totengräber werden. Im Senat hätten die beiden Parteien nämlich nur eine dünne Mehrheit, der Sturz hinge wie eine ständige Möglichkeit im Raum - zumal, wenn Berlusconi etwas nachhilft.

Im Ausland mag er vielen wie ein Clown vorkommen, wie eine groteske Figur aus einer schrägen Operette, und dafür gibt es auch gute Gründe. Politisch aber ist er nicht tot zu kriegen. Mittlerweile, mit 81 Jahren, ist er gar ein teuflischer Meister des Spiels.

© SZ vom 14.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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