Becksteins Charmeoffensive:Blumen für einen politisch Toten

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Da sage einer noch mal, in der Politik gebe es keine Freunde mehr: Wenige Monate vor seiner Inthronisierung als Landeschef hat Bayerns Innenminister seinen scheidenden Ministerpräsidenten über den grünen Klee gelobt.

Der designierte bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein hat das persönliche und politische Verhältnis zu Amtsinhaber Edmund Stoiber (beide CSU) in den höchsten Tönen gelobt. Sein Verhältnis zu Stoiber habe einen "ganz besonderen Stellenwert. Ich bin von ihm mehr geprägt als von jeder anderen politischen Persönlichkeit", sagte Beckstein im CSU-Organ Bayernkurier.

Seit 1988 sei er enger Mitarbeiter Stoibers. "Als ich im Innenministerium sein Staatssekretär war, gab es nächtelange Diskussionen um Sachfragen. Das alles führt zu einer sehr starken und auch emotionalen Beziehung, die sich auch auf unsere Ehefrauen erstreckt."

Stoiber will im September seine Ämter als Ministerpräsident und CSU-Chef niederlegen. Den Chefsessel in der Landesregierung soll Beckstein einnehmen, um den Parteivorsitz konkurrieren Erwin Huber und Horst Seehofer. Beckstein bezeichnete Stoiber als "diskussionsfreudigen" Parteichef. "Allerdings kann ich mir durchaus noch mehr Möglichkeiten der Mitwirkung von Mitgliedern vorstellen", sagte Beckstein.

"Ein unverzichtbarer Ratgeber"

Mit konkreten Plänen nach der Übernahme des Ministerpräsidentenamts hielt sich der jetzige Innenminister allerdings zurück. "Jede Führungskraft in der CSU wird die strenge Finanzpolitik fortführen", betonte er lediglich.

Mit seinen Lobeshymnen auf Stoiber steht Beckstein nicht alleine dar. Im Interview mit sueddeutsche.de hatte vor kurzem auch CSU-Generalsekretär Markus Söder seine große Empathie für Stoiber bekundet. "Ich schätze Stoibers Weitblick, seine Kraft", sagte Söder. Und: "Ich war meinen gesamten politischen Lebensweg bei Edmund Stoiber - und ich habe in den letzten vier Jahren viel gelernt."

Doch damit noch nicht genug. "Stoiber bleibt für die CSU ein unverzichtbarer Ratgeber. Ich werde mir im nächsten Wahlkampf - egal, welche Funktion ich habe - Ratschläge von ihm holen", bekundete Söder.

Fraglich bleibt nur, ob der so Geschätzte die Komplimente seiner Parteifreunde auch zu schätzen weiss - jetzt, wo er sich so langsam von seinem Chefsessel lösen muss.

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