Becks Memoiren:Im Schwielowsee ertrunken

Was von Kurt Becks Buch bleibt, ist die Schwarz auf Weiß niedergelegte Abneigung gegen Müntefering - den Erzrivalen zeichnet er als engstirnigen Intriganten.

Kurt Kister

Wenn Hubertus Heil so Auto fährt, wie er die Politik erklärt, dann sollte man nicht bei ihm einsteigen. Auf die Frage, ob im SPD-Präsidium jemand etwas zu Kurt Becks Memoiren in der Bild-Zeitung gesagt habe, meinte der Generalsekretär, die SPD blicke "nach vorne auf die Straße und nicht in den Rückspiegel".

Die Partei hat Kurt Beck sitzen lassen. (Foto: Foto: dpa)

Nun weiß jeder Automobilist, dass man beim Überholen oder beim Spurwechsel in den Rückspiegel blicken muss - sonst kann es krachen. Gerade die SPD täte gut daran, öfter in den Rückspiegel zu blicken. Ihr übler Zustand hängt auch damit zusammen, dass sie aus früheren Unfällen kaum gelernt hat.

Becks Buch sollte ursprünglich eine irgendwie intellektuelle, zumindest aber gedruckte Erklärung des Beck'schen Wesens als Parteichef, wenn nicht sogar als Kanzlerkandidat werden. Dies alles ist im Schwielowsee ertrunken. Was von dem Buch bleibt, ist die Schwarz auf Weiß niedergelegte Abneigung Becks gegen Müntefering.

Beck zeichnet den Erzrivalen als eher engstirnigen Intriganten. Der Mainzer meint zudem, die Kanzlerkandidatur sei in Reichweite gewesen für ihn - hätte er nicht kurz vor der Hamburg-Wahl die neue Toleranz der SPD gegenüber der Linkspartei verkündet.

Vieles spricht allerdings dafür, dass Becks Hamburger Fehler nicht die Ursache des Schlamassels war, sondern eine Folge des allzu lässigen, manchmal täppischen Marsches durch die Bundespolitik. In Partei und Präsidium gab es schon "vor Hamburg" etliche, die Beck als Kanzlerkandidaten für grundsätzlich ungeeignet hielten. Ja, Müntefering zählte zu ihnen und natürlich auch jene, die nun unter dem neuen Parteichef ins Willy-Brandt-Haus nachrücken. Intriganten? Na ja, Parteipolitiker.

© SZ vom 23.9.2008/vw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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