Autoritätsverlust:"Ich sitze mitten im Getümmel"

Lesezeit: 1 min

Die SPD-Linke schießt sich auf den Bundespräsidenten ein. Parteichef Müntefering gesteht, dass er das nicht unterbinden kann - und räumt so seinen Autoritätsverlust ein.

Müntefering sagte am Mittwochabend in zwei Fernsehinterviews, die Angriffe auf Köhler seien nicht "in Ordnung".

Mitten im Getümmel - SPD-Vorsitzender Franz Müntefering. (Foto: Foto: dpa)

Die Kritik seiner Parteifreunde an Köhler begründete Müntefering mit der Unsicherheit vor der geplanten Bundestagswahl. "Da gibt es sicher ein Stück Nervosität in der Partei."

Den Vorwurf an Köhler, er agiere CDU-nah, wies Müntefering in der ARD zurück. Auf die Frage, ob Köhler parteipolitisch handele, antwortete der SPD-Chef mit "Nein". Müntefering empfahl seiner Partei, sich auf den Wahlkampf zu besinnen.

"Ich sitze mitten im Getümmel"

Müntefering räumte in der ARD einen Autoritätsverlust ein. Auf die Frage, warum er die Angriffe aus seiner Partei auf Köhler nicht verhindert habe, sagte er in den ARD-"Tagesthemen": "Das ist auch eine Frage der Autorität. Das bestreite ich gar nicht."

In diesen "besonders schwierigen Zeiten" nach der Neuwahl-Ankündigung sitze er "nicht oben drüber". "Ich sitze mitten im Getümmel", sagte der Parteichef.

Doch auch nach dem Machtwort des SPD-Chefs riss die Kritik an Köhler nicht ab. "Ich habe alle Bundespräsidenten seit 1966 miterlebt, und keiner von ihnen war politisch so einseitig wie Köhler", zitierte die Berliner Zeitung Stiegler am Donnerstag.

Schröder: "Unerträgliche Kritik"

Am Wochenende waren Inhalte eines vertraulichen Gesprächs zwischen Kanzler Schröder und Bundespräsident Horst Köhler in die Medien geraten. Die Unterredung hatte am 23. Mai, einen Tag nachdem Schröder Neuwahlen angekündigt hatte, stattgefunden.

Laut Medienberichten sagte Schröder, die Parteilinke habe wegen der Reformen mitttlerweile ein "erhöhtes Erpressungspotenzial" entwickelt. Daher plädiere er für Neuwahlen.

Die drei Vizes Michael Müller, Ludwig Stiegler und Gernot Erler warfen dem Bundespräsidenten daraufhin Indiskretionen und einseitige Parteinahme für die CDU vorgeworfen. Kanzler Gerhard Schröder hatte die Kritik bereits als "unerträglich" bezeichnet.

© AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: