Ausgabenrekord:Wertvolle Gesundheit

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4213 Euro pro Einwohner im Jahr: Die Kosten für die medizinische Versorgung in Deutschland sind auf einen neuen Rekordstand gestiegen.

Von Kim Björn Becker, München

Noch nie wurde in Deutschland so viel Geld für die medizinische Versorgung ausgegeben wie im Jahr 2015 - und alles spricht dafür, dass dieser Rekord 2016 abermals gebrochen wurde. Das hat das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden bekannt gegeben. Demnach stiegen die Gesundheitsausgaben in Deutschland im vorvergangenen Jahr auf den Rekordwert von 344 Milliarden Euro, das entspricht 4213 Euro je Einwohner. Zahlen für 2016 liegen noch nicht vor, die Statistiker gehen aber davon aus, dass zuletzt sogar fast 360 Milliarden Euro für Gesundheit ausgegeben wurden.

Bis zurück in das Jahr 1992 weist die Wiesbadener Behörde die Gesundheitsausgaben im Land nach einem international vergleichbaren Schema aus. Und seitdem zeigen die Statistiken kein einziges Jahr an, in dem die Ausgaben auch nur stagniert wären - sie sind sogar jedes Mal deutlich angestiegen. Zuletzt, also von 2014 zu 2015, betrug das Ausgaben-Plus 15 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 4,5 Prozent entspricht. Brisant an diesen Werten ist, dass die Gesundheitsausgaben nun schon seit vier Jahren stärker ansteigen als die deutsche Wirtschaft wächst. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt wird inzwischen schon mehr als jeder neunte Euro im Land für Gesundheit ausgegeben.

Die Ausgaben für die Pflegeversicherung steigen am stärksten

Anhand der Zahlen wird auch deutlich, dass gesetzliche und private Krankenversicherungen sehr unterschiedlich wirtschaften. Auf die gesetzlichen Kassen entfielen dabei 58 Prozent der Gesundheitsausgaben - obwohl zuletzt fast 72 Millionen Deutsche gesetzlich versichert waren. Demgegenüber waren nur knapp fünf Millionen Menschen Mitglied bei einer privaten Krankenversicherung, auf diese entfielen im vorvergangenen Jahr aber fast neun Prozent aller Gesundheitsausgaben. Bei den gesetzlichen Krankenkassen treiben vor allem Krankenhausaufenthalte, die Behandlungen bei niedergelassenen Ärzten sowie Medikamente die Ausgaben in die Höhe.

Bemerkenswert ist auch, wie viel Geld die privaten Haushalte in Deutschland sowie private Organisationen ohne Erwerbszweck - darunter fallen zum Beispiel Kirchen, Gewerkschaften und Vereine - zuletzt für Gesundheit ausgegeben haben: Laut den Zahlen des Statistischen Bundesamts kamen bei ihnen 46 Milliarden Euro zusammen, damit sind sie der zweitgrößte Ausgabenträger nach den gesetzlichen Kassen.

Den stärksten Anstieg bei den Gesundheitsausgaben verzeichnete indes die soziale Pflegeversicherung. Sie gab 2015 etwa 27 Milliarden Euro aus, das sind zehn Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Ein wesentlicher Grund für den stark überdurchschnittlichen Anstieg der Kosten dürfte das erste Pflegestärkungsgesetz von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sein, das am 1. Januar 2015 in Kraft getreten ist. Durch das Gesetz haben Pflegebedürftige mehr Geld erhalten, die Beiträge zur sozialen Pflegeversicherung sind dafür um 0,3 Punkte angehoben worden. Unterdessen ist die Pflegeversicherung abermals umgebaut worden, die Beiträge stiegen dafür kürzlich erneut um 0,2 Punkte und betragen nun 2,55 Prozent. Die Bundesregierung rechnet damit, dass die jüngste Reform, die zum 1. Januar dieses Jahres wirksam wurde, weitere fünf Milliarden Euro pro Jahr kosten wird. Eine weitere Beitragserhöhung schloss Gesundheitsminister Hermann Gröhe aber aus - jedenfalls bis zum Jahr 2022.

© SZ vom 22.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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