Aufschwung:Hoffnung für Frankreichs Wirtschaft

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Weniger Arbeitslose, mehr Investitionen: Nach langer Krise erlebt das Nachbarland einen leichten Aufschwung. Präsident Hollande beschwört bereits die Wende, doch er ist so unbeliebt wie nie. Nur vier Prozent der Franzosen sind mit ihm zufrieden.

Von Leo Klimm, Paris

Überraschend gute Nachrichten vom französischen Arbeitsmarkt deuten auf eine wirtschaftliche Trendwende im Nachbarland hin. Im September sank die Zahl der Arbeitslosen in Europas zweitgrößter Volkswirtschaft nach Angaben des Arbeitsministeriums in Paris in einem Monat so stark wie seit 1996 nicht - nämlich um 66 300. Das ist ein Rückgang um 1,9 Prozent. Die Arbeitslosenzahl fiel damit, klammert man die Überseegebiete aus, unter den symbolträchtigen Wert von 3,5 Millionen.

Zwar verläuft die Kurve der Erwerbslosenstatistik im Zickzack: Dem Rückgang im September war eine deutliche Zunahme im August vorangegangen. In der Summe sinkt die Zahl der Menschen ohne jede Erwerbstätigkeit aber seit Jahresanfang. Die nach internationalen Standards berechnete Arbeitslosenquote, die im Jahr 2015 noch über zehn Prozent pendelte, lag zuletzt bei 9,6 Prozent. Frankreichs Wirtschaft, die seit der Finanzkrise von hoher Arbeitslosigkeit, niedrigem Wachstum und mangelnder Wettbewerbsfähigkeit gezeichnet war, zeigt damit Zeichen der Besserung.

Die Arbeitslosigkeit bleibt zwar hoch. Aus Sicht von Präsident François Hollande ist aber entscheidend, dass die Kurve nach unten zeigt. Von dieser Trendumkehr hat er abhängig gemacht, ob er bei der nächsten Präsidentenwahl in einem halben Jahr wieder antritt. Der Sozialist sieht sein Versprechen jetzt offensichtlich als erfüllt an: Die gute Entwicklung sei nachhaltig, kommentierte er die Statistik. "Ich habe immer gesagt: Auf die Tendenz kommt es an." Ihm zufolge machen sich positive Effekte seiner behutsamen Reformen seit Ende 2013 bemerkbar.

Die Entlastung von Unternehmen bei den Arbeitskosten hat die Gewinnmargen deutlich gesteigert, was zu steigenden Investitionen und zu neuen Jobs führen soll. Tatsächlich schuf Frankreichs private Wirtschaft zuletzt deutlich mehr Stellen als verloren gingen. Andere Indikatoren wie das Geschäftsklima und das Verbrauchervertrauen sind zumindest stabil. Zur Besserung der Erwerbslosenstatistik tragen nicht zuletzt staatlich subventionierte Jobs und die Verdoppelung der Zahl der Weiterbildungsplätze für Arbeitslose auf eine Million bei. Arbeitslose, die in Weiterbildung sind, werden nicht mehr als solche gezählt.

Die konservative Opposition bestreitet die Trendwende. Sie verweist darauf, dass die Zahlen in den Nebenkategorien der Statistik, in denen Menschen mit geringfügiger Beschäftigung geführt werden, seit Jahresanfang gestiegen sind. Zudem erweist sich, dass ältere Jobsuchende und Langzeitarbeitslose kaum von dem zarten Aufschwung am Arbeitsmarkt profitieren. Die Frage ist, ob er sich verstärken kann. Wie die gesamte europäische Wirtschaft zeigt die französische schon wieder Anzeichen einer Abkühlung.

Hollande könnte nun dennoch hoffen, neue Chancen auf eine zweite Amtszeit zu haben. Anfang Dezember will er bekannt geben, ob er antritt. Allerdings ist er so unbeliebt wie nie: Nur vier Prozent der Franzosen sind mit ihm zufrieden, zeigte eine Studie diese Woche.

© SZ vom 27.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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