Attacke aus dem Süd-Libanon:Israel droht mit Angriffen auf syrische Stellungen

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Die israelische Regierung unter Ariel Scharon fordert, dass Damaskus die Hisbollah-Milizen stoppt. Das benachbarte Land müsse sonst mit militärischen Konsequenzen rechnen.

Von Thorsten Schmitz

(SZ vom 12.August 2003) Nach dem tödlichen Angriff der schiitischen Hisbollah-Miliz auf ein Dorf im Norden Israels hat Israel mit Angriffen auf militärische Stellungen Syriens im Libanon gedroht. Syrien, die Schutzmacht des Libanon, solle die Grenzverletzungen der libanesischen Hisbollah-Miliz gegen Israel stoppen, hieß es im Zusammenhang mit einer Warnung vor militärischen Konsequenzen.

Die Warnung übermittelte die israelische Regierung in der Nacht zum Montag mit Hilfe der USA dem syrischen Präsidenten Baschar el Assad. Zugleich war am frühen Morgen ein israelischer Kampfjet bis nach Beirut geflogen und hatte über der libanesischen Hauptstadt die Schallmauer durchbrochen, meldete der israelische Rundfunk. Wenig später zerstörte die israelische Luftwaffe am Montag eine Geschützstellung der Hisbollah im Süden Libanons.

Der stellvertretende israelische Verteidigungsminister Seev Boim sagte am Montag im Armeeradio, bei den Einsätzen der israelischen Luftwaffe habe es sich um eine Kombination aus militärischer und diplomatischer Reaktion gehandelt. Boim warf Syrien vor, die Angriffe der Hisbollah auf den Norden Israels zu unterstützen. Der libanesische Ministerpräsident Emile Lahus wurde am Montag mit den Worten zitiert, Israel verfolge mit seinen Luftwaffen-Einsätzen die Destabilisierung der Region.

Erstmals seit acht Monaten hatte die Hisbollah von Süd-Libanon aus wieder den Norden Israels mit Raketen beschossen. Ein Geschoss war am Sonntag im Zentrum der 6000-Einwohner-Stadt Schlomi detoniert, wobei ein 16 Jahre alter Israeli getötet und vier weitere Jugendliche verletzt worden waren.

Es war das erste Mal seit 1999, dass bei einem Angriff der Hisbollah ein israelischer Zivilist getötet wurde. Im Mai 2000 hatte der damalige Premierminister Ehud Barak einseitig, das heißt ohne eine Einigung mit Libanons Schutzmacht Syrien erzielt zu haben, den Rückzug der israelischen Armee aus der süd-libanesischen Sicherheitszone angeordnet. Diese war nach dem Libanonkrieg 1982 installiert worden.

Dem Angriff vom Sonntag waren am Freitag Attacken der Hisbollah auf israelische Stellungen im umstrittenen Grenzgebiet "Schebaa-Höfe" vorangegangen, einem 25 Quadratkilometer großen Areal zwischen Libanon, Israel und Syrien, das aus 14 Gehöften besteht. Nach Ansicht der Hisbollah gehören die Höfe zum Libanon, nach UN-Ansicht gehört das Areal zu Füßen der Golan-Höhen zu Syrien.

Der Hisbollah-Chef Naim Kassem sagte am Montag, die Miliz habe kein Interesse an täglichen Feuergefechten mit der israelischen Armee. Dennoch werde die Hisbollah solange kämpfen, bis Israel die Stellung in den Schebaa-Höfen verlassen habe und nicht mehr in libanesischen Luftraum eindringe.

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