Atomwaffentest in Nordkorea:"Extreme Provokation"

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Das russische Verteidigungsministerium hat Meldungen über einen unterirdischen Atomwaffentest im Nachbarland Nordkorea bestätigt. Der Versuch wurde weltweit scharf kritisiert. Nicht nur die Bundesregierung fordert vom UN-Sicherheitsrat nun eine "entschlossene Reaktion".

Russische Nuklearkontrollsysteme hätten um 5.35 Uhr Moskauer Zeit (3.35 Uhr MESZ) eine unterirdischen Atomexplosion in Nordkorea registriert, meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau.

Nordkoreas Militärmachthaber Kim Jong Il (Foto: Foto: dpa)

Auch die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe hat den vermuteten Versuch bestätigt. Eine entsprechende Erschütterung sei von der Messanlage der Bundesanstalt im Bayerischen Wald sowie von der UN-Behörde zur Überwachung des internationalen Atomteststopp-Abkommens (CTBTO) in Wien erfasst worden, teilte die Behörde am Montag in Hannover mit.

Der UN-Sicherheitsrat will nach Angaben des dänischen Außenministeriums noch heute zu Beratungen zusammenkommen.

Massive Kritik

Der Versuch ist am Montag weltweit einhellig verurteilt worden. Besonders entschieden waren die Reaktionen in den Nachbarländern und in der angrenzenden Pazifikregion.

Auch der langjährige Verbündete China erklärte, er lehne das Verhalten der Regierung in Pjöngjang kategorisch ab und hoffe, dass das Land zu den Sechs-Nationen-Gesprächen über sein Atomprogramm zurückkehre. Die USA erklärten, sie erwarteten eine schnelle Reaktion des Weltsicherheitsrats.

Stark war die Kritik an dem nordkoreanischen Atomtest auch in Südkorea. Der Test sei eine Provokation, für die Nordkorea die volle Verantwortung trage, sagte Kim Geun Tae, der Vorsitzende der regierenden Uri-Partei. Das Präsidentenamt kündigte eine entschlossene Reaktion an.

Truppen in erhöhter Alarmbereitschaft

Die Nachrichtenagentur Yonhap berichtete am Montag unter Berufung auf Quellen im Verteinigungsministerium, eine geplante Hilfslieferung an den kommunistischen Norden sei sofort ausgesetzt worden. Das südkoreanische Verteidigungsministerium erhöhte die Alarmbereitschaft für die Truppen.

In Japan erklärte Kabinettssekretär Yasuhisa Shiozaki, die Berichte Nordkoreas über einen erfolgreichen Atomwaffentest seien eine Provokation und eine ernsthafte Bedrohung der Stabilität in der Region. Ministerpräsident Shinzo Abe hielt sich am Montag zu Gesprächen mit dem südkoreanischen Präsidenten Roh Moo Hyan in Seoul auf.

Abe forderte eine ruhige, aber entschlossene Reaktion der internationalen Gemeinschaft. China betonte, die Stabilität im Nordosten Asiens liege im Interesse aller betroffenen Parteien. Eben deshalb sei der Test abzulehnen. Nordkorea habe sich damit über alle Warnungen der internationalen Gemeinschaft hinweggesetzt.

Gleichwohl hob das Außenministerium hervor, alle anderen Staaten müssten nun ruhig reagieren und weiter an einer Verhandlungslösung arbeiten.

"Irrweg in die Selbstisolation"

Mit dem Atomwaffentest setzt Nordkorea nach Auffassung der Bundesregierung seinen "Irrweg in die Selbstisolation weiter fort". Außenminister Frank Walter Steinmeier (SPD) sagte am Montag in Berlin: "Die Bundesregierung verurteilt mit allem Nachdruck den heutigen Nukleartest in Nordkorea." Die nordkoreanische Regierung wird aufgefordert, ihre Nuklearwaffen- und Raketenprogramme unverzüglich einzustellen und weitere Tests zu unterlassen.

"Der heutige Nukleartest gefährdet Frieden und Sicherheit in der Region und darüber hinaus", heißt es in einer Mitteilung des Auswärtigen Amtes. Der UN-Sicherheitsrat sei nun gefordert, "dieser nordkoreanischen Provokation eine entschlossene Reaktion entgegenzusetzen".

Nordkorea hat die Sechs-Partein-Gespräche mit Südkorea, China, Japan, Russland und den USA vor einem Jahr aufgekündigt. Auch Australien und die USA sprachen sich für eine entschlossene Reaktion des Sicherheitsrats aus. Es müssten Finanz-, Handels- und Reisesanktionen gegen Nordkorea verhängt werden.

Die USA wollten den Atombombentest zwar zunächst nicht bestätigen, der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow, erklärte aber, ein nordkoreanischer Atomtest wäre eine "Provokation gegen den erklärten Willen der internationalen Gemeinschaft". Die USA erwarteten, dass der Sicherheitsrat nun schnell handele, sagte Snow.

Der britische Premierminister Tony Blair nannte den Atomtest "völlig unverantwortlich" und eine "extreme Provokation". Die internationale Gemeinschaft habe das Land wiederholt aufgeforderten, von Raketen- und Atomtests abzusehen. Darauf werde es eine entschlossene Reaktion geben.

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