Atomstreit mit Iran:Barak rechnet mit iranischer Atombombe

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Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak nimmt an, dass Iran in einigen Jahren Atomwaffen produzieren könnte - falls die internationale Gemeinschaft nicht reagiert. Derzeit beraten Außenminister in London über das weitere Vorgehen.

Iran könnte nach Einschätzung des israelischen Verteidigungsministers Ehud Barak innerhalb der kommenden zwei bis vier Jahre Atomwaffen entwickelt haben - falls ,"internationaler Druck und andere Möglichkeiten diesen Prozess nicht stoppen", sagte er der israelischen Tageszeitung Jediot Achronot.

Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak (Foto: Foto: AP)

Auf die Frage, ob Israel möglicherweise im Alleingang handeln werde, wollte Barak nicht antworten. "Meine einzige Antwort ist, dass der Staat Israel das stärkste Land in der gesamten Region ist; selbst im Umkreis von 1500 Kilometern."

Nach den Worten Baraks darf im Atomstreit mit Iran nicht eine einzige Option vom Tisch genommen werden. Das einzige, was man in dieser Angelegenheit nicht tun sollte, sei darüber zu reden, sagte Barak. Hinter der Formulierung "keine Option vom Tisch nehmen" verbirgt sich im Sprachgebrauch der israelischen Führung, aber auch der USA, die Drohung eines Militärschlages.

Der Atomstreit mit Iran ist derzeit auch Thema in London. Hier beraten derzeit die Außenminister der ständigen Mitgliedsländer des UN-Sicherheitsrates sowie Deutschlands, um das weitere Vorgehen mit Iran. Es werde dabei nach Möglichkeiten gesucht, Teheran zum Einlenken zu bewegen, erklärten Diplomaten.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), der für Deutschland an dem Treffen teilnimmt, sieht in der Kombination von Druck und neuen Verhandlungsangeboten an Teheran den einzig richtigen Weg zu einer Lösung des Atomstreits mit Iran. Allerdings habe sich die iranische Führung bislang nicht bereit gezeigt, auf Beschlüsse und Forderungen der internationalen Staatengemeinschaft entsprechend zu reagieren, räumte Steinmeier in London ein.

"Wir sind in der Tat unzufrieden mit der gegenwärtigen Haltung der Verantwortlichen in Teheran", sagte der Minister. Umso wichtiger sei es, die Geschlossenheit und den Druck der internationalen Gemeinschaft aufrecht zu erhalten. Zugleich würden sich die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates und Deutschland bei ihren Gesprächen in London um die Formulierung eines neuen Angebots an die Regierung in Teheran zur Lösung des Atomstreits bemühen.

Iran ist bislang den Forderungen des UN-Sicherheitsrates nach Aussetzung seiner umstrittenen Urananreicherung nicht nachgekommen. Teheran wird vor allem von den USA verdächtigt, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms an der Entwicklung von Nuklearwaffen zu arbeiten.

US-Außenministerin Condoleezza Rice machte am Rande des Treffens der sogenannten "E3+3"-Gruppe - USA, Russland, China, Frankreich, Großbritannien sowie Deutschland - deutlich, dass Washington seinen Verdacht gegen Iran weiterhin aufrecht hält. Über das Ergebnis der Beratungen wollte am Abend der britische Außenminister David Miliband die Öffentlichkeit informieren.

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